Geertje Fischer

Wahlprozesse und Wahlkultur in Russland. Eine Untersuchung in Čeljabinsk und dem Čeljabinsker Gebiet

Online-Publikation 2008 (http://tobias-lib.ub.uni-tuebingen.de/volltexte/2008/3374/pdf/Geertje_Fischer_2007.pdf); VIII, 221 S.
Sozialwiss. Diss. Tübingen. – Fischer untersucht die Ausgestaltung des Wahlprozesses in der Region und der Gebietshauptstadt Čeljabinsk auf allen drei Wahlebenen (national, regional, kommunal). In ihrer rein deskriptiven Arbeit erläutert sie die Organisation und den Ablauf der Wahlen sowie die Wahlkultur, die sie als Teil der politischen Kultur versteht. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich auf die Zeit zwischen den Staatsdumawahlen 1999 und den Wahlen zur Gebietsversammlung 2005. Beschrieben werden die politischen Kräfteverhältnisse und Machtkonflikte in Čeljabinsk, die Problematik der Wahlbeteiligung als eines bestimmenden Faktors für das Wahlgeschehen, Akteure, die im Wahlprozess organisatorische und vermittelnde Aufgaben zwischen den Kandidaten und den Wählern eingenommen haben (wie etwa die Wahlkommissionen) sowie die Medien. Gefragt wird nach den Strategien der Werbung für einzelne Kandidaten und den so vermittelten Bildern von ihnen. Das gesamte Wahlgeschehen sei geprägt durch einen hohen Grad an Personalisierung, so Fischer. Das gelte sowohl für die Wahlen zur Staatsduma mit den Ein-Mandat-Wahlkreisen als auch für die Wahlen zu den regionalen und kommunalen Vertretungen und erst recht für die Gouverneurs- und die Bürgermeisterwahlen. Als problematisch bezeichnet sie zum einen die geringe Wahlbeteiligung, zum anderen, „dass die Medien in ihrer Verfasstheit und Gebundenheit in Loyalitäten, [...] die Rolle einer unabhängigen Kraft, die den Wahlkampf informativ begleitet, kaum wahrnehmen konnten“ (197). Insgesamt habe das Wahlgeschehen im Čeljabinsker Gebiet die in der Regel pessimistischen Schlussfolgerungen und skeptischen Annahmen, die die Forscher in Bezug auf Wahlen in Russland getroffen haben, bestätigt, resümiert Fischer: „So setzten die Kandidaten und ihre Teams immer wieder auf den Einsatz von unfairen Methoden. Konflikthaftigkeit, die die Wahlen ja auch spannend machen kann, wurde oft in einer übersteigerten Form inszeniert.“ (198)
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.62 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Geertje Fischer: Wahlprozesse und Wahlkultur in Russland. 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30396-wahlprozesse-und-wahlkultur-in-russland_36082, veröffentlicht am 24.03.2009. Buch-Nr.: 36082 Rezension drucken

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