Wahlkampf in Deutschland und Österreich. Ein Langzeitvergleich der Presseberichterstattung (1949-2006)
Sozialwiss. Diss. Mainz; Begutachtung: J. Wilke, R. Burkart. – Angesichts einer über die Jahrzehnte immer weiter gestiegenen Bedeutung von Massenmedien in den Wahlkampfauseinandersetzungen werden allgemein eher negative Auswirkungen wie die Entpolitisierung oder Beschädigung der demokratischen Kontrollfunktion von Medien vermutet. Dem steht ein auffallender Mangel einschlägiger Arbeiten entgegen. Melanie Magins Studie setzt hier mit einer Längsschnittuntersuchung an, die zugleich durch die Gegenüberstellung von Deutschland und Österreich komparatistisch vorgeht. Analysegegenstand sind sogenannte Elitezeitungen, wobei der Fokus der Untersuchung auf der Darstellung der jeweiligen Spitzenkandidaten der führenden Parteien liegt. Konkret analysiert wird diese Berichterstattung der ausgewählten Tageszeitungen über 16 Bundestags‑ und 18 Nationalratswahlkämpfe zwischen 1949 und 2006. Zielsetzung und Ergebnis der Arbeit ist die Erstellung eines Modells, das verschiedene Determinanten der Wahlkampfberichterstattung zu integrieren vermag. Dabei wird deutlich, dass manche Darstellungsformen von Wahlkämpfen nicht einem linearen Trend folgen, sondern sich aus den jeweiligen Konstellationen ergeben. Interessant am Zwei‑Länder‑Vergleich ist besonders die Feststellung, dass sich die Wahlkampfberichterstattung in beiden Staaten zunehmend angeglichen hat, wobei vor allem österreichische Spezifika immer mehr verschwinden. Mit Übernahme einer Begriffsbildung von Anton Pelinka spricht die Verfasserin folglich „von einer ‚Entaustrifizierung‘ der Wahlkampfberichterstattung der österreichischen Elitezeitungen“ (309).