Skip to main content
Ingo Naumann

Wählergemeinschaften in einer Parteiendemokratie. Ihre Stellung im politischen System der Bundesrepublik Deutschland

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2012 (VS Research); 233 S.; 39,95 €; ISBN 978-3-531-18481-4
Politikwiss. Diplomarbeit FU Berlin. – Wählergemeinschaften gewinnen auf der kommunalen Ebene zunehmend an Bedeutung. Dessen ungeachtet fristet die Analyse kommunaler Wählergemeinschaften in der Politikwissenschaft bislang eher ein Schattendasein. Umso erfreulicher ist es, dass mit diesem Band nun ein aktueller Überblick über die Stellung der Wählergemeinschaften im politischen System der Bundesrepublik vorliegt. In den ersten Teilen geht es vor allem um die schwierige Frage der Abgrenzung von Wählergemeinschaften von anderen Akteuren wie Parteien und Bürgerinitiativen. Sehr gelungen ist dabei die kurze und informative Darstellung der verfassungsrechtlichen Stellung von Wählergemeinschaften. Im Anschluss wird nach den Gründen für den Erfolg von Wählergemeinschaften gefragt. Folgt man Naumanns Argumentation, dann ist dieser vor allem auf die weitgehende Ideologiefreiheit sowie auf weitreichende Mitwirkungsmöglichkeiten zurückzuführen. Zwar zeichnet Naumann an einigen Stellen ein etwas zu positives Bild von Wählergemeinschaften, zeigt aber auch potenzielle Gefahren – wie eine weitere Zersplitterung des Parteiensystems – auf. Im empirischen Teil der Arbeit wird eine exemplarische Untersuchung einer Wählergemeinschaft in Brandenburg durchgeführt, wobei neben der Analyse von Zeitungsartikeln und Presseerklärungen auch ausführliche Interviews durchgeführt wurden. Zwar lassen sich durch die Untersuchung einer einzelnen Wählergemeinschaft keine allgemeinen Aussagen treffen, dennoch können einige theoretische Positionen zumindest exemplarisch überprüft werden. Die größte Schwäche der Arbeit besteht darin, dass einige aktuelle empirische Studien zu kommunalen Wählergemeinschaften nicht berücksichtigt wurden (siehe z. B. Buch-Nr. 33885 und 34226). So erhält der Leser zum einen nur wenig empirisch gehaltvolle Informationen über den tatsächlichen Erfolg kommunaler Wählergemeinschaften, zum anderen bleiben einige Aussagen spekulativ, weil sie nicht mit aktuellen empirischen Ergebnissen untermauert werden. Dessen ungeachtet bietet das Werk einen hervorragenden Einstieg in die Thematik.
Sebastian Kuhn (SEK)
M. A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Rubrizierung: 2.331 | 2.332 | 2.325 | 2.32 Empfohlene Zitierweise: Sebastian Kuhn, Rezension zu: Ingo Naumann: Wählergemeinschaften in einer Parteiendemokratie. Wiesbaden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34601-waehlergemeinschaften-in-einer-parteiendemokratie_41572, veröffentlicht am 19.01.2012. Buch-Nr.: 41572 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken