Vorverständnis als Methode. Eine Methodik der Verfassungsinterpretation unter besonderer Berücksichtigung U. S.-amerikanischen Rechtsdenkens
Rechtswiss. Habilitationsschrift FU Berlin; Gutachter: A. Randelzhofer. - Die Arbeit ist primär auf die rechtswissenschaftliche Methodendiskussion ausgerichtet, aber mit Blick auf aktuelle Fragen der Verfassungsgerichtsbarkeit in einer pluralistischen Gesellschaft auch von politikwissenschaftlichem Interesse. Schmitt Glaeser geht von dem Befund aus, dass das jeweilige staats- und verfassungstheoretische Vorverständnis bei der Auslegung eine zentrale Rolle spielt, die zudem nicht hintergehbar ist. Dabei nimmt die Kluft zwischen den einzelnen Ansätzen infolge der „Pluralisierung und Enthierarchisierung der Gesellschaft und des Juristenstands“ (21) zu. So droht der juristische Diskurs insgesamt abzureißen, weil sich die einzelnen Lager mittels Methodenkritik, die durch das jeweilige Vorverständnis geprägt ist, nur noch gegenseitig unter Ideologieverdacht stellen. Dies sei u. a. in der Kontroverse um die Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts Mitte der 90er-Jahre deutlich geworden (Kruzifix-Urteil). Schmitt Glaeser will die Wiederherstellung dieser Diskursfähigkeit erreichen, indem er die gerade ideologischen Vorverständnisse zu einem festen Bestandteil der Methodik macht und so rationalisiert. Seine entwicklungsgeschichtliche Methode erarbeitet er ausgehend von einer vergleichenden Analyse der Judikatur von Bundesverfassungsgericht und US-Supreme Court.