In der politischen Diskussion sind die Auseinandersetzungen um Begriffe, deren Bildung, Interpretation und die Hoheit über die Deutung zentrale Streitfragen. Das gilt im nationalen und mehr noch im europäischen Rahmen, wo selbst grundlegende Begriffe unterschiedliche Bedeutungen haben können. Bevor Einigung etwa über politische Fragen in Europa hergestellt werden kann, muss man erst die Frage beantworten, von welchem Europa gesprochen wird. Nicht nur die 22 offiziellen Sprachen innerhalb der EU, sondern auch die nationalen Debatten in den einzelnen Mitgliedsländern führen zu Differenzen im Verständnis, die man vielleicht für das eigene Land, kaum aber für andere Länder nachvollziehen kann. Einen Teil dieser Differenzen versuchen die Autoren in diesem Buch zu erhellen. Allen Artikeln liegen die Diskussionen in Politik und Medien im Umfeld der Erweiterungsrunde 2004 zugrunde. Der erste Teil der Beiträge bietet Analysen zum Europa-Diskurs innerhalb der Mitgliedsländer Deutschland, Frankreich, Polen, Tschechien, Italien, Ungarn und Großbritannien. Im zweiten Teil wird die Perspektive verschoben und die Debatte innerhalb der EU-Kommission, in den Vereinigten Staaten und über die Türkei-Problematik nachgezeichnet. Für Außenstehende ist der Einblick in die nationalen Diskurse hilfreich zum Verständnis der jeweiligen Perspektive. Eine stärkere Systematisierung der einzelnen Länderartikel wie auch ein synoptischer Beitrag wäre wünschenswert gewesen.