
Von Revolution bis Koalition. Linke Parteien in Europa
Die politische Landschaft Europas ist derzeit alles andere als von linken Parteien dominiert, seien sie nun sozialistisch, linkslibertär oder kommunistisch ausgerichtet. Trotz dieser momentan weit verbreiteten Regierungsabstinenz linker Parteien scheint eine europaweite Bestandsaufnahme angezeigt, zumal sich die Parteienforschung noch viel zu häufig auf einen nationalen Rahmen festlegt. Der Blick nach links umfasst dabei zwei Aspekte: einmal dreizehn länderspezifische Analysen (zweiter Teil des Bandes) und darüber hinaus sechs übergreifende Darstellungen. So begrüßenswert die Bestandsaufnahme der europäischen Linken auch sein mag, nach der Lektüre bleibt der Leser angesichts des fragmentarischen Charakters des Bandes doch etwas ratlos zurück. Unklar ist, warum die sozialdemokratischen Parteien nicht in die Betrachtung einbezogen wurden – obschon etwa Sahuc ausdrücklich die französische Parti Socialiste thematisiert. Die lexikalischen Artikel des zweiten Teils enthalten in der Regel gegenwartsbezogene Darstellungen, kommen aber häufig ohne historische Tiefenstruktur und dazu noch ohne Literaturangaben (vgl. etwa für Frankreich den Beitrag von Sahuc) aus. Der Beitrag von Kulke zu den Wahlverfahren in den europäischen Ländern erscheint angesichts glänzender Einführungs- und Überblicksliteratur (etwa Ismayr) in Form und Inhalt unangemessen und überflüssig. Lediglich der Überblicksartikel von Hildebrandt, die die historische Genese sozialistischer und anderer linker Parteien in einem europäischen Vergleich systematisiert, liefert eine gute Grundlage, auf der sich für eine komparative Analyse linker Politik in Europa aufbauen ließe.