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Johanna Fleischhauer

Von Krieg betroffene Kinder. Eine vernachlässigte Dimension von Friedenskonsolidierung. Eine Untersuchung psychosozialer Intervention für Kinder während und nach bewaffneten Konflikten am Beispiel Eritreas

Opladen/Farmington Hills: Budrich UniPress Ltd. 2008 (Psychologie & Politikwissenschaft); 400 S.; pb., 39,90 €; ISBN 978-3-940755-11-7
Diss. Duisburg-Essen; Gutachter: P. Meyns, T. Debiel. – Kinder und Jugendliche, die im Umfeld von bewaffneter Gewalt und Krieg aufwachsen, sind besonders von Traumatisierungserfahrungen betroffen, die in der Nachkriegsphase häufig zu weiteren Gewaltkreisläufen und sozialer Erosion führen können. Zugleich sind sie als heranwachsende Generation dafür verantwortlich, nach dem Ende des Krieges den gesellschaftlichen Wiederaufbau und die Konsolidierung des Friedens sicherzustellen. Insofern kommt der Beschäftigung mit psychosozialen Kriegsfolgen ein besonderer, bisher weitgehend vernachlässigter Stellenwert in der Friedens- und Konfliktforschung zu. Die Autorin untersucht am Beispiel Eritreas, wie Kinder unter Kriegseinfluss aufwachsen und welche Bedingungen sich als günstig für deren Entwicklung erweisen. Sie verbindet verschiedene Ansätze der Traumata- und Entwicklungspsychologie mit dem aus der sicherheitspolitischen Diskussion hervorgegangenen Konzept der „human security“. Einen besonderen Bezugspunkt stellen die traumapsychologischen Theorien von Hans Keilson und David Becker dar, die Traumatisierungen nicht als singuläres Ereignis, sondern als langfristigen, vom sozialen und politischen Kontext abhängigen Prozess betrachten. Als Hauptproblem für die Entwicklung der von Krieg betroffenen Kinder, so ein Befund ihrer empirischen Untersuchung, erweist sich das Fehlen an Sicherheit in Form von physischem und psychischem Schutz vor Bedrohung und von festen sozialen Beziehungen. Zusätzlich zu ihren Erhebungen in Eritrea hat die Autorin Erfahrungen aus Mosambik, Südafrika und Ruanda vergleichend berücksichtigt. Auf dieser Grundlage erarbeitet sie Bedingungen und Maßnahmen für die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen bei der Verarbeitung „kriegsbedingter Extremerfahrungen“ (344) im Rahmen von Projekten der Entwicklungszusammenarbeit und Friedenssicherung heraus. Die Autorin hat nicht nur auf eine gewichtige sicherheitsrelevante Thematik hingewiesen, sondern sie hat zugleich theoretische Ansätze der Psychologie für die politikwissenschaftliche Konfliktforschung erschlossen.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.41 | 2.67 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Johanna Fleischhauer: Von Krieg betroffene Kinder. Opladen/Farmington Hills: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29918-von-krieg-betroffene-kinder_35452, veröffentlicht am 13.01.2009. Buch-Nr.: 35452 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken