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Antonio Muñoz Sánchez

Von der Franco-Diktatur zur Demokratie. Die Tätigkeit der Friedrich-Ebert-Stiftung in Spanien. Aus dem Spanischen von Friedrich Welsch

Bonn: Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger 2013 (Geschichte der internationalen Arbeit der Friedrich-Ebert-Stiftung 11); 287 S.; 26,- €; ISBN 978-3-8012-0447-1
Geschichtswiss. Diss. Florenz. – Alles, „was mit der Solidarität des europäischen Sozialismus – ganz besonders des deutschen – in Zeiten des Frankismus und während des Übergangs in Verbindung gebracht werden konnte, [wurde] zum Tabu erklärt und im offiziellen Diskurs systematisch ausgeblendet“ (236). Den Grund dafür haben die deutschen Sozialdemokraten selbst geliefert: Als 1984 die Flick‑Affäre virulent wurde, behauptete Peter Struck, SPD‑Obmann im Flick‑Untersuchungsausschuss, fälschlicherweise, Spenden von Flick an die SPD seien an die PSOE, die Spanische Sozialistische Arbeiterpartei, zur Wahlkampffinanzierung weitergereicht worden. Die PSOE, die mit ihrem Wahlsieg von 1982 den Übergang von der Diktatur zur Demokratie in Spanien erst komplettiert hatte, erlitt einen schweren Imageschaden, den sie den deutschen Genossen nicht verzeihen konnte. Antonio Muñoz Sánchez ist das Bedauern darüber am Ende seiner lebendig geschriebenen Darstellung anzumerken, schildert er doch eine sehr intensive Unterstützung der deutschen Sozialdemokratie der ihr politisch ähnlich gesinnten Kräfte, die sich im Spanien unter Franco erst mühsam finden mussten. Das zentrale Thema der Dissertation, die Arbeit der Friedrich‑Ebert‑Stiftung im Land und deren Bedeutung für die Transformation, bettet Muñoz Sánchez in die jüngere spanische Geschichte wie die der Bundesrepublik ein, die mit der Findung ihrer eigenen Position in Europa auch ihre Politik gegenüber den Diktaturen veränderte. Während die Haltung der Adenauer‑Regierung vom Autor als peinlich und anbiedernd beschrieben wird, änderte die SPD ihre Politik der Ausgrenzung der faschistischen Diktatur in eine, in der auch im Süden Europas Wandel durch Annäherung erreicht werden sollte. Neben den direkten Kontakten gewann die Arbeit der Friedrich‑Ebert‑Stiftung, die seit den 1960er‑Jahren im Land aktiv ist und nach dem Tod Francos 1975 in Madrid ein Büro eröffnen konnte, eine herausragende Bedeutung, so der Tenor dieser Studie. Als nur ein Beispiel ihrer Unterstützung sind die Tagungen zu nennen, die sie im Vorfeld der Abfassung der neuen spanischen Verfassung veranstaltete. Mit der Regierungsübernahme durch die PSOE „fand eines der bedeutendsten Kapitel der internationalen Arbeit der FES seinen Abschluss“ (213), in der Folge sei das Leitmotiv gewesen, „zum Erfolg des ehrgeizigen Modernisierungs‑ und Europäisierungsprogramms der Regierung unter Felipe González beizutragen“ (216). Muñoz Sánchez vermittelt insgesamt den Eindruck, dass diese äußerst produktive Zusammenarbeit der deutschen und spanischen Sozialdemokraten und Sozialisten als Beitrag für die Demokratisierung Europas vorbildlich war.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.444.212.3132.3312.612.22.222.25 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Antonio Muñoz Sánchez: Von der Franco-Diktatur zur Demokratie. Bonn: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37161-von-der-franco-diktatur-zur-demokratie_45439, veröffentlicht am 05.06.2014. Buch-Nr.: 45439 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken