Armut bekämpfen, Grundbedürfnisse befriedigen, Frieden befördern, die Wahrung der Menschenrechte durchsetzen, Umweltzerstörung verhindern, gerechte Handelsbedingungen herstellen und vieles mehr – kein anderes Politikfeld ist mit derart hehren Ansprüchen überfrachtet wie die Entwicklungszusammenarbeit (EZ). Entsprechend vielfältig fallen Lob und Tadel aus, klassische Instrumente der Entwicklungshilfe werden außerdem zunehmend infrage gestellt. „Dem Anspruch, positive Veränderungsprozesse zu unterstützen oder sogar zu initiieren, kann EZ nur gerecht werden, wenn sie sich selbst fortlaufend verändert. EZ verstanden als ‚change management‘ bedarf selbst eines permanenten ‚change management‘“ (17), beschreibt Hartmut Sangmeister eine ureigene Herausforderung der EZ. Was die Entwicklungspolitik leisten und wie sie an veränderte Rahmenbedingungen und Herausforderungen angepasst werden kann, steht im Mittelpunkt dieses Bandes und wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Einen Schwerpunkt nimmt die deutsche EZ der christlich‑liberalen Koalition ab 2009 ein. Während ein Teil der Aufsätze der Akteursebene (Staat, Unternehmen, Kirche) gewidmet ist, geht es in anderen Beiträgen um Fragen auf der operativen Ebene sowie um die Problematik, die Wirkungen entwicklungspolitischer Programme und Maßnahmen empirisch nachzuweisen. Katja Hilser weist nach, dass sich Wirtschaftswachstum und nachhaltige Entwicklung nicht zwangsläufig ausschließen müssen. Die Vereinbarkeit beider Zielbereiche sei möglich, sie stelle jedoch „keine nationale, sondern eine globale Aufgabe“ (91) dar. Über neue, innovative Ansätze der EZ informieren Helke Wälde und Stephan Klingebiel in ihren Beiträgen. Während Klingebiel sich mit den Vor‑ und Nachteilen einer ergebnisorientierten Entwicklungspolitik befasst, stellt Wälde Instrumente und angesichts der gegenwärtigen Finanzkrisen viel diskutierte Vorschläge zur Mobilisierung zusätzlicher öffentlicher und privater Finanzmittel vor. Dazu zählen nicht nur neue Steuern oder Public Private Partnerships, sondern der Emissionshandel, ethische Fonds, Lotterien oder der Schuldentausch. Der Band geht auf eine Seminarreihe der Akademie der Diözese Rottenbrut‑Stuttgart zurück und ist an ein breites entwicklungspolitisch interessiertes Lesepublikum gerichtet.