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Veronika Marxer

Vom Bürgerrechtskauf zur Integration. Einbürgerungsnormen und Einbürgerungspraxis in Liechtenstein 1945-2008

Zürich: Chronos Verlag 2012; 254 S.; brosch., 24,90 €; ISBN 978-3-0340-1149-5
Erst seit den 1980er‑Jahren darf in Liechtenstein der Staat über die Einbürgerung von Zuwanderern entscheiden. Zuvor oblag bis auf wenige Ausnahmen den Bürgerversammlungen der Gemeinden diese Einbürgerungskompetenz, da alle Landesbürger auch Bürger einer Gemeinde sein mussten. Der Zuerkennung des Bürgerrechts durch andere Bürger wohnte auch stets ein integratives Moment inne. Marxer möchte in ihrer Studie insbesondere die „Einbürgerung als Mittel der Integration ansässiger Ausländerinnen und Ausländer in den Gemeinde‑ und Staatsverband“ (14) in den Blick nehmen. Des Weiteren will sie die durch gesellschaftliche Einflüsse hervorgerufenen Veränderungen nachzeichnen und vor allem die Funktion der Einbürgerung herausarbeiten. Die Autorin stützt ihre kritisch‑historische Untersuchung vorrangig auf Landtagsprotokolle und die von der Regierung angelegten Einbürgerungsdossiers. Sie ergänzt dieses Quellenstudium um narrative Leitfaden‑Interviews mit Menschen, die von der Einbürgerungsgesetzgebung betroffenen sind. Marxer macht in Bezug auf die Einbürgerungsnorm zwei Phasen aus: Zwischen 1945 und 1980 wurde versucht, den alteingesessenen Ausländerinnen und Ausländern den Zugang zur Staatsbürgerschaft zu erleichtern. Konkret wurde vorgeschlagen, dass Menschen, die seit 40 Jahren in Liechtenstein ansässig sind oder von einer gebürtigen Liechtensteinerin abstammen, auch ohne Gemeindebürgerecht ein Staatsbürgerrecht erhalten. Politisch hatte dieser Vorschlag keine Chance, da die öffentliche Debatte von Überfremdungsängsten bestimmt war. Ab 1980 hingegen kann die Autorin eine „Liberalisierung oder besser Revolutionierung der Einbürgerungsgesetzgebung“ (209) konstatieren, da nun Forderungen nach Gleichberechtigung laut wurden. Diese wurden sowohl von Frauen als auch von Auswärtigen (liechtensteinischen Bürgern, die nicht in ihrer Heimatgemeinde wohnten) erhoben und führten dazu, dass das Frauenwahlrecht eingeführt und das Gemeindegesetz geändert wurde, sodass die Integration von Ausländern denk‑ und umsetzbar wurde.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.61 | 2.21 | 2.22 | 2.262 | 2.263 | 2.27 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Veronika Marxer: Vom Bürgerrechtskauf zur Integration. Zürich: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35809-vom-buergerrechtskauf-zur-integration_43474, veröffentlicht am 02.05.2013. Buch-Nr.: 43474 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken