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Urs Matthias Zachmann

Völkerrechtsdenken und Außenpolitik in Japan, 1919-1960

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Studien zur Geschichte des Völkerrechts 29); XIV, 421 S.; brosch., 102,- €; ISBN 978-3-8329-6981-3
Japanolog. Habilitationsschrift München; Mentorat: K. Vollmer, W. Seifert, M. Stolleis; externe Begutachtung: V. Blechinger‑Talcott, W. Schwentker. – Den Entstehungsprozess des modernen Völkerrechts als exklusive europäisch‑amerikanische Angelegenheit zu verstehen, bedeutet die Rolle eines Landes zu vernachlässigen, das auf keinem der beiden Kontinente liegt und doch – folgt man Matthias Urs Zachmann – mit seinem Beitritt zur Völkerrechtsgemeinschaft nichts weniger als „die allmähliche Universalisierung des Europäischen Völkerrechts zum Weltvölkerrecht“ (1) eingeleitet hat. Die Rede ist von Japan. Wie genau dabei die Wechselwirkung von völkerrechtlichem Denken und Außenpolitik ausgesehen hat, untersucht Zachmann entlang der zentralen außenpolitischen Wegmarken, die ihn von der Tokugawa‑Zeit über die Meiji‑Ära, die Zeit des Völkerbundes und den asiatisch‑pazifischen Krieg hin zum US‑japanischen Sicherheitsbündnis nach der Niederlage des Kaiserreiches 1945 führen. Von der Herausforderung dieser Aufgabe zeugt unter anderem die Wahl der Herangehensweise: Auch wenn seine Arbeit grundsätzlich interdisziplinär angelegt ist und sich der Erkenntnisse der Rechtsgeschichte, Japanologie, Diplomatie‑ und politischen Ideengeschichte bedient, betrachtet Zachmann die japanische Völkerrechtsgeschichte – was zunächst überraschend erscheinen mag – vor allem im Rahmen der außereuropäischen Geistesgeschichte. Der Autor begründet dies unter anderem damit, dass die Völkerrechtsgeschichte als Fach in Deutschland noch unterentwickelt sei. Zu einer der zentralen Ausgangspunkte seiner Untersuchung macht er die Tatsache, dass zwischen 1919 und 1960 japanische Außenpolitik und Völkerrechtler „eine aktive, wenn auch nicht immer konstruktive Rolle [...] als Teil des nun globalen Völkerrechtsdiskurses wahrnahmen“ (35). Japan nimmt demnach zwar – als einziger nicht‑westlicher Staat, dem in dieser Phase eine aktive Funktion in der Weltpolitik und bei der Gestaltung der modernen Völkerrechtsordnung zukommt – eine besondere Stellung ein. Wie zwiegespalten diese Rolle dabei allerdings war, wird deutlich, wenn Zachmann von einer „Differenzierung der Funktion des Völkerrechts in den jeweiligen Beziehungen Japans zu seinen ostasiatische Nachbarn einerseits und zu den westlichen Großmächten anderseits“ (351) spricht.
Christian Patz (CPA)
M.A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften, Fachbereich Politikwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Rubrizierung: 2.684.224.12.64 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Urs Matthias Zachmann: Völkerrechtsdenken und Außenpolitik in Japan, 1919-1960 Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37053-voelkerrechtsdenken-und-aussenpolitik-in-japan-1919-1960_45142, veröffentlicht am 08.05.2014. Buch-Nr.: 45142 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken