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Manuela Scheuermann

VN-EU-Beziehungen in der militärischen Friedenssicherung. Eine Analyse im Rahmen des Multilateralismus-Konzepts

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012 (Staatlichkeit und Governance in Transformation 3); 450 S.; brosch., 69,- €; ISBN 978-3-8329-7593-7
Diss. Würzburg; Begutachtung: G. Müller‑Brandeck‑Bocquet, H.‑J. Lauth. – Die Autorin untersucht die seit 2003 bestehenden Beziehungen zwischen den Vereinten Nationen (VN) und der Europäischen Union (EU) im Politikfeld der Friedenssicherung. Es ist ihr Ziel, die Tiefe und Qualität der Beziehungen zu analysieren, die Rollen der beiden Partner in der Beziehung herauszuarbeiten und Faktoren, die hemmend oder fördernd auf die Kooperation einwirken, zu identifizieren. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass sich beide Akteure dem Ansatz des Multilateralismus verpflichtet haben. Nach Erörterung der theoretischen Grundlagen wie dem Konzept des Multilateralismus und der Theorie der inter‑organisationalen Beziehungen greift Manuela Scheuermann zur Bearbeitung dieser Themenstellung für den Untersuchungszeitraum der Jahre 2003 bis 2009 auf vier Fallbeispiele im Kontext zentralafrikanischer Konflikte zurück. Auf der Grundlage von zentralen VN‑ und EU‑Dokumenten sowie Experteninterviews stellt sie fest, dass die Entscheidungen zur Kooperation keinen Mustern folgen. Am ehesten könne noch das Eigeninteresse zur Erklärung herangezogen werden, dieses wiederum ändere sich von Fall zu Fall. Für die EU gehe es zum Beispiel um organisationale Macht, globalen Einfluss und Sichtbarkeit, während die VN am Erhalt der Effektivität, des Ansehens, der Legitimität und der Glaubwürdigkeit interessiert sei. Zudem gebe es mehrere kooperationsfördernde Faktoren, wobei die materiellen Faktoren sowie die Notwendigkeit und Nützlichkeit der Kooperation ausschlaggebend seien. Die Autorin stellt ferner fest, dass sich eine kontinuierliche Vertiefung der Partnerschaft ergeben hat, sodass sie von „einer positiven Entwicklung gereifter inter‑organisationaler Beziehungen“ (392) spricht. Da jedoch vor allem die VN ad hoc‑Beziehungen präferiere, könne es nicht zu einer institutionalisierten Kooperation kommen. Positiv hervorzuheben sei, so Scheuermann weiter, die klare Rollen‑und Aufgabenverteilung. Die VN habe in allen Fällen als „Langzeitstabilisierungskraft“ (395) fungiert, während die EU‑Truppen den Part als robuste, kurzzeitig eingesetzte militärische Kriseninterventionskräfte übernommen haben. Für eine Vertiefung der gemeinsamen Beziehungen zwischen VN und EU hält die Autorin es für notwendig, dass der inter‑organisationale Austausch verstetigt und zum Beispiel ein gemeinsames immaterielles Fundament in Form einer politischen Vision von Friedenssicherung im 21. Jahrhundert geschaffen wird. Erst so könne eine dauerhafte, auf Vertrauen basierende und nachhaltige Zusammenarbeit entstehen, die nach Ansicht der Autorin erforderlich sei, um zahlreiche Konflikte in der Welt zu befrieden.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.2 | 4.41 | 3.6 | 2.67 | 4.1 | 4.3 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Manuela Scheuermann: VN-EU-Beziehungen in der militärischen Friedenssicherung. Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35687-vn-eu-beziehungen-in-der-militaerischen-friedenssicherung_43095, veröffentlicht am 28.02.2013. Buch-Nr.: 43095 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken