Skip to main content
Brigitte Mihok

Vergleichende Studie zur Situation der Minderheiten in Ungarn und Rumänien (1989-1996) unter besonderer Berücksichtigung der Roma

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 1999 (Ethnien - Regionen - Konflikte 10); VIII, 209 S.; brosch., 65,- DM; ISBN 3-631-33448-6
Die in Rumänien aufgewachsene, in Deutschland ausgebildete und lebende Autorin knüpft mit dieser Studie an ihre 1989 vorgelegte Dissertation "Ethnostratifikation im Sozialismus" an. Während sich bis zum Ende des Ost-West-Konflikts Minderheitenpolitik in Osteuropa in einer mehr oder weniger erfolgreichen Assimilationspolitik bzw. der schlichten Leugnung ethnischer Probleme erschöpfte, treten mit dem Wegfall der ideologischen Tabuisierung die Konfliktpotentiale offen zutage. Am Beispiel der ausgewählten Länder Ungarn und Rumänien wird der Heterogenität des politischen und wirtschaftlichen Wandels in Osteuropa Rechnung getragen. Ziel der Arbeit ist die Analyse der unterschiedlichen innenpolitischen und zwischenstaatlichen Aspekte eines "neu erwachten Nationalismus" (3) und dessen Auswirkungen auf Minderheitenfragen. Während in Ungarn mit einem seit 1993 in Kraft getretenen Minderheitengesetz die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen und deutliche Wege hin zu einer die reale Situation berücksichtigenden Praxis eingeschlagen wurden, hält die rumänische Minderheitenpolitik weiterhin am Postulat des einheitlichen Nationalstaats fest. Das Regierungsbündnis mit nationalistischen und altkommunistischen Parteien während der Iliescu-Ära verhinderte jegliche rechtliche Neuregelung und wies ausländische Forderungen, insbesondere von seiten Ungarns als "innere Einmischung" strikt zurück. Erst seit dem Machtwechsel 1996 mit einer Regierungsbeteiligung des Ungarnverbandes deutet sich eine Kursänderung an. Besonderes Gewicht liegt auf der bis heute wissenschaftlich kaum wahrgenommenen Situation der Roma in beiden Ländern. Auf Selbstdarstellungen kann hierbei jedoch kaum zurückgegriffen werden, da die wenig Homogenität aufweisende Volksgruppe weder über eine eigene Geschichtsschreibung noch über eine Schriftsprache überhaupt verfügt. Ihre politischen Partizipationsforderungen wurden nicht zuletzt auch aufgrund innerer Differenzen der einzelnen Gruppen kaum zur Kenntnis genommen.
Andreas Eis (AE)
Jun.-Prof. Dr., Didaktik des politischen Unterrichts und der politischen Bildung, Institut für Sozialwissenschaften Oldenburg, Fakultät I.
Rubrizierung: 4.42 | 2.23 | 2.62 Empfohlene Zitierweise: Andreas Eis, Rezension zu: Brigitte Mihok: Vergleichende Studie zur Situation der Minderheiten in Ungarn und Rumänien (1989-1996) unter besonderer Berücksichtigung der Roma Frankfurt a. M. u. a.: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/10349-vergleichende-studie-zur-situation-der-minderheiten-in-ungarn-und-rumaenien-1989-1996-unter-besonderer-beruecksichtigung-der-roma_12241, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 12241 Rezension drucken