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Heiner Timmermann (Hrsg.)

Vergangenheitsbewältigung in Europa im 20. Jahrhundert. Band 1

Berlin/Münster: Lit 2010 (Politik und Moderne Geschichte 4); 322 S.; brosch., 39,90 €; ISBN 978-3-643-10862-3
Der Begriff der Vergangenheitsbewältigung bezeichnet ursprünglich den Umgang mit den nationalsozialistischen Verbrechen in der Bundesrepublik Deutschland. Dieser werde als vorbildlich betrachtet und so finde der Begriff auch vermehrt Anwendung auf die „Aufarbeitung“ von „Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen staatlicher Organe und Individuen“ (7) weltweit. Ein groß angelegtes Projekt unter Leitung des Historikers Timmermann, dessen erster Band hier vorliegt, möchte das Thema im europäischen Vergleich behandeln. Dementsprechend international und interdisziplinär sind auch die Autoren ausgewählt worden. Bei der Umsetzung des Projekts scheint es zu einigen Schwierigkeiten gekommen zu sein. Die für Herbst 2010 angekündigten Bände 2 und 3 sind bis heute nicht erschienen. Einige Beiträge des ersten Teils wurden bereits bis zu fünf Jahre vor Veröffentlichung abgeschlossen (Wengst, Oldenburg, wohl auch Mikunda-Franco). Trotz dieser langen Bearbeitungszeit ist die Redaktion leider sehr nachlässig erfolgt. Von Beitrag zu Beitrag muss man sich auf eine andere Zitierweise einstellen. Partiell gibt es auf fast jeder Seite falsche, überflüssige oder fehlende Zeichen. Der wie alle anderen Artikel auch deutschsprachige Beitrag von Jesse erhält einen englischen Titel. Mehrere Autoren werden der „TU Chemnitz-Zwickau“ zugeordnet, die unter diesem Namen seit 1997 nicht mehr existiert. Aus inhaltlicher Sicht ist all das zu verschmerzen, gelegentlich ist aber auch die wissenschaftliche Nachvollziehbarkeit gefährdet. So erhalten Zitate im Text eine Fußnote, der entsprechende Nachweis taucht im Anmerkungsapparat aber nicht auf (10), sind die Querverweise in den Fußnoten nicht korrekt (10-22) oder wird ein Beitrag einmal als bereits erschienen, ein andermal als noch im Druck befindlich gekennzeichnet (112, 116). Der insgesamt positive inhaltliche Eindruck wird dadurch getrübt. Gleichwohl finden sich perspektivenreiche Ausführungen nicht nur zur „Vergangenheitsbewältigung“, sondern auch zur Geschichtspolitik besonders im deutschsprachigen Raum, in der Sowjetunion/Russland, in Spanien und in Tschechien.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.23 | 2.35 | 2.314 | 2.4 | 2.61 | 2.62 | 2.313 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Heiner Timmermann (Hrsg.): Vergangenheitsbewältigung in Europa im 20. Jahrhundert. Band 1 Berlin/Münster: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34405-vergangenheitsbewaeltigung-in-europa-im-20-jahrhundert-band-1_41316, veröffentlicht am 23.02.2012. Buch-Nr.: 41316 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken