Skip to main content
Pablo Holmes

Verfassungsevolution in der Weltgesellschaft. Differenzierungsprobleme des Rechts und der Politik im Zeitalter der Global Governance

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Studien zur Politischen Soziologie 20); 272 S.; 49,- €; ISBN 978-3-8329-7652-1
Diss. Flensburg; Begutachtung: H. Brunkhorst. – Die Globalisierung gesellschaftlicher Subsysteme, wie Recht, Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und Politik, stellt uns vor das Problem, wie Hauke Brunkhorst in seinem Vorwort schreibt, die Demokratie „im Staat zurückzulassen“ (7). Während auf globaler Ebene Prozesse der Verrechtlichung zu beobachten sind, scheint die Demokratie ein Relikt des Nationalstaates zu sein. Unter Rückgriff auf die kosmopolitisch ausgerichtete Systemtheorie Niklas Luhmanns stellt sich Pablo Holmes die Frage, wie sich die Transformationen des Rechts und der Politik vollziehen, die nicht mehr auf dem Boden politischer Demokratie stehen. Anstatt aber eine willkürlich gesetzte und zudem normativ überfrachtete Verfassungskonzeption zu präsentieren, zeigt Holmes die Konsequenzen des Fehlens politischer Konstitutionalisierung. Er kommt zu dem Schluss, dass die Funktionsprobleme der Weltgesellschaft, u. a. die Exklusion von Millionen Rechtsunterworfenen bei der Ausgestaltung des ihren Lebensalltag regelnden Rechts und die Asymmetrien im Zugang zu Gütern und Leistungen von Funktionssystemen, nur auf demokratischer Grundlage zu lösen sind. Die funktionale Ausdifferenzierung könne die demokratische Verfasstheit nicht kompensieren; ist die Demokratie nicht globalisierungstauglich, so sind es laut Holmes die gesellschaftlichen Subsysteme ebenso wenig. Politik habe eben die Funktion, die Einbeziehung aller von einer Entscheidung betroffenen Individuen voranzutreiben und die Teilhabe an der sozialen Lebenswelt zumindest elementar zu gewährleisten. Daraus folgt für den Autor, dass ein modernes Rechtssystem ohne die gleiche Behandlung gleicher Fälle und die ungleiche Behandlung ungleicher Fälle, ein modernes Erziehungssystem ohne gleiche Bildungschancen sowie eine Marktwirtschaft ohne gleichen Zugang zu den Märkten selbstwidersprüchlich sind. Jeder muss seines eigenen Glückes Schmied sein können. Die Studie liest sich gleichwohl mitunter etwas holprig, was wohl dem Umstand geschuldet sind, dass Holmes glaubt, Luhmannianisch sei eine offizielle Fremdsprache.
Patrick Stellbrink (PS)
M. A., Politikwissenschaftler, Promovend an der TU Chemnitz.
Rubrizierung: 4.1 | 4.43 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Patrick Stellbrink, Rezension zu: Pablo Holmes: Verfassungsevolution in der Weltgesellschaft. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36228-verfassungsevolution-in-der-weltgesellschaft_44234, veröffentlicht am 26.09.2013. Buch-Nr.: 44234 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken