Skip to main content
Richard Saage (Hrsg.)

Utopische Horizonte. Zwischen historischer Entwicklung und aktuellem Geltungsanspruch

Berlin: Lit 2010 (Politica et Ars 23); 181 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-643-10596-7
Sich in Deutschland wissenschaftlich mit politischen Utopien auseinanderzusetzen und dabei nicht auf den Namen Richard Saage zu treffen, ist ein unmögliches Unterfangen. Der bereits emeritierte Professor für Politikwissenschaft legt mit diesem Band die Quasi-Quintessenz seiner wissenschaftlichen Betrachtungen dar. In zehn von Saage ausgewählten und zum Teil unveröffentlichten Essays zum Utopiebegriff im Allgemeinen, aber ebenso im Speziellen, z. B. zur Auseinandersetzung von Marxismus und Utopie, wird der Versuch unternommen, „das Profil eines der umstrittensten Phänomene der neuzeitlichen Geistesgeschichte zu bestimmen“. Saage gelingt es dabei mit analytischer Schärfe, die wichtigsten Punkte sowohl der Utopien an sich als auch ihrer Rezeptionen über die Zeit herauszuarbeiten. Der Autor selbst ist sich seiner eigenen Stellung innerhalb der deutschen Utopieforschung durchaus bewusst und gesteht deshalb schon im Vorwort, dass auch er „um eine kritische Selbstreflexion seines Tuns nicht“ (1) herumkomme. Schließlich fragt er, ob der Utopie zu Beginn des 21. Jahrhunderts das Potenzial einer Renaissance innewohnt. Saage verdeutlicht in diesem Zusammenhang vor allem die sich verändernden Anforderungen an utopisches Denken. Dieses kann eben nicht länger gesamtgesellschaftlich sein und für sich beanspruchen, unfehlbar, omnipotent und ewig zu sein. Viel eher sollten die heute bestehenden Verhältnisse, zu denen sowohl der Kapitalismus als auch der Individualismus zählen, in einer nachvollziehbaren Art und Weise in die Zukunft geführt werden. Dies soll jedoch so geschehen, dass ihnen im Gegensatz zu vielen klassischen Utopien weniger der Vorwurf gemacht werden kann, gegenwärtige Probleme mit einer totalitaristischen Bevormundung des Volkes zu lösen. Der Sammelband ist als eine Hinführung zu genau diesem Ergebnis zu verstehen, wichtige Aspekte utopischer Tradition werden dabei betrachtet. Wer sich einen guten und prägnanten Überblick über das Schaffen und die Analysefähigkeit Saages verschaffen will, ist mit diesem Band bestens versorgt.
Fabian Beigang (FB)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 5.422.22 Empfohlene Zitierweise: Fabian Beigang, Rezension zu: Richard Saage (Hrsg.): Utopische Horizonte. Berlin: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32458-utopische-horizonte_38726, veröffentlicht am 08.07.2010. Buch-Nr.: 38726 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken