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Arno Münster

Utopie, Emanzipation, Praxis. Sozialphilosophische Interventionen. Adler – Bloch – Bourdieu – Habermas – Proudhon – Sartre – Stirner

Berlin: Karin Kramer Verlag 2013; 208 S.; 19,80 €; ISBN 978-3-87956-372-2
Arno Münster stellt in diesem Band mehrere von ihm ausgearbeitete Vorträge und Essays rund um die Philosophie Ernst Blochs zusammen und leistet damit einen wichtigen Beitrag für die Aufarbeitung von dessen – so Münster – zu Unrecht an die Peripherie des akademischen Betriebs abgeschobenen Denkens. In den ersten beiden Beiträgen zeichnet Münster in auch für bisher mit der Materie nicht vertraute Leser leicht verständlich die wesentlichen Grundzüge von Blochs utopischer Philosophie nach und spürt deren Wurzeln im jüdischen Messianismus und revolutionären Marxismus auf. In den folgenden Beiträgen wird dieses Gedankengebäude dann gegen verschiedene konkurrierende oder komplementäre Modelle abgegrenzt beziehungsweise in Verbindung gesetzt. Münster kontrastiert Bloch gegen Hans Jonas' fatalistischen Realismus und Jürgen Habermas' Vertrauen in die Kraft des kommunikativen Handelns. Auch die Schnittpunkte von Blochs vielbeachtetem „Prinzip Hoffnung“ mit Jean‑Paul Sartres existentialistischem Anspruch an den einzelnen Menschen werden aufgedeckt. All diese Aspekte leuchten aber nicht nur aus rein philosophischer Warte auf – ganz im Gegenteil hält der Titel, was er verspricht, und stellt sich den konkreten Rückfragen an die tatsächlichen politischen Interventionen der jeweiligen Autoren. Die Kapitel über den Mai 1968 und über Pierre Bourdieu stehen hier beispielhaft heraus, auch wenn sich der Fokus dort zunehmend von Ernst Bloch loslöst. Doch gerade weil Münster sich hier diese Freiheit nimmt und außerdem in jedem einzelnen der Beiträge den Leser an die Hand nimmt, ist das Buch auch für alle diejenigen geeignet, die ein vielleicht nur diffuses Interesse an den behandelten Autoren haben – und eine unverbindliche Einführung suchen, die nicht nur reiner Selbstzweck ist, sondern zusammenfasst, warum Philosophie – und eben Utopie – ein unmittelbarer Teil von Emanzipation ist: „Man braucht das stärkste Fernrohr, […] gerade um die nächste Nähe zu durchdringen.“ (56)
Florian Geisler (FG)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Goethe Universität Frankfurt am Main.
Rubrizierung: 5.42 | 5.43 | 5.46 Empfohlene Zitierweise: Florian Geisler, Rezension zu: Arno Münster: Utopie, Emanzipation, Praxis. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/170-utopie-emanzipation-praxis_43575, veröffentlicht am 02.05.2013. Buch-Nr.: 43575 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken