Skip to main content
Alexander Neupert-Doppler

Utopie. Vom Roman zur Denkfigur

Stuttgart: Schmetterling Verlag 2015 (theorie.org); 193 S.; 10,- €; ISBN 978-3-89657-683-5
Die Utopie – wörtlich übersetzt: der Nicht‑Ort – ist nicht nur eine literarische Gattung, sondern immer auch ein idealer Gesellschaftsentwurf, der wichtige Anstöße in der politischen Theorie liefern kann und gleichzeitig Kritik an den bestehenden Verhältnissen ermöglicht. Dementsprechend existiert eine Vielzahl von Utopien, die ganz unterschiedliche politische Strömungen reflektieren. Doch sind Utopien heute noch von Nutzen? „Kaum ein Begriff ist schon so oft totgesagt und wiederbelebt worden wie jener der Utopie. Utopie, die kein Sein hat, ist schwer zu bestimmen, denn sie ist eine Form von Bewusstsein.“ (7) Alexander Neupert‑Doppler erzählt in diesem Buch keine Geschichte der Utopie, sondern fragt nach den möglichen Funktionen solcher Entwürfe für die politische Linke. Er unterscheidet zwischen literarischen, (früh)sozialistischen und politischen Utopien und zeichnet die unterschiedliche historische Verwendungsweise des Begriffes bis in die heutige Zeit nach. Sozialistische Utopien der Sozialdemokraten des Kaiserreiches werden ebenso behandelt wie die Neubewertung der Utopie im 20. Jahrhundert, wobei er dies anhand der Referenzdenker Gustav Landauer, Ernst Bloch, Karl Mannheim und Max Horkheimer darstellt. „Gegen linke Wissenschaftsgläubigkeit an objektive Entwicklungsgesetze der Geschichte rehabilitierten sie Funktionen utopischen Denkens, welche politische Utopien kennzeichnen“ (9). Nach 1968 steht eine weitere „Renaissance“ utopischen Denkens an, diesmal anhand der Ausführungen von Herbert Marcuse und den Neuen Linken illustriert. Schließlich zeigt der Autor auf, wie nach Ende des Kalten Krieges Utopien für sozialistische Gesellschaftsentwürfe weiterhin für die Linke nutzbar sind – Utopien seien auch heute wichtig, denn sie „sind der kritische zu prüfende und politische umzusetzende Ausdruck von Hoffnung auf eine Zukunft, die mehr sein soll als eine Verlängerung einer Gegenwart, die Utopien hervorbringen“ (180). Das ist grundsätzlich interessant, doch ständige, zu häufige Zitateinschübe und ein nicht zugänglicher, pseudointellektueller Sprachstil machen den Text unlesbar.
{FGI}
Rubrizierung: 5.15.45.425.435.46 Empfohlene Zitierweise: Fabrice Gireaud, Rezension zu: Alexander Neupert-Doppler: Utopie. Stuttgart: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38753-utopie_47307, veröffentlicht am 13.08.2015. Buch-Nr.: 47307 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken