Diss. Stuttgart. - Die Autorin versteht ihre Studie als methodologisch ausgerichteten Beitrag zu einem "generellen Problem politikwissenschaftlicher Theorien" (207): Wie nämlich lassen sich kollektive Phänomene (wie Wahlverhalten) aus der Handlungssituation individueller Akteure erklären? Hinter dieser Fragestellung steht das deduktiv-nomologische Modell, das als wissenschaftliche Erklärung nur Ableitungen akzeptiert, die auf der Verknüpfung von Gesetzesaussagen und Antecedenzbedingungen beruhen. Diesen Anforderungen entspricht - nicht nur in der Sicht der Autorin - in den Sozialwissenschaften am ehesten der Ansatz des methodologischen Individualismus (20 ff.), der bekanntlich von sogenannten "Kollektivtheorien" wenig hält, behaupten diese doch eine Eigenständigkeit von Makrophänomenen (z. B. von Strukturen oder Systemen). Die Verfasserin spielt ihre Überlegungen an vier namhaften Rechtsextremismuskonzepten durch: Kornhauser (Verlust intermediärer Instanzen in Massengesellschaften), Scheuch/Klingemann (normative Brüche in modernen Industriegesellschaften), Lipset (Statusdeprivation in dynamischen Gesellschaften) und Heitmeyer (Individualisierungsfolgen). Angesichts ihrer Prämissen kommt die Autorin zunächst zu dem nicht überraschenden Ergebnis, daß die behandelten Konzepte bestenfalls "unvollständige" Erklärungen darstellen (87 ff.). Im Anschluß daran entwickelt sie ein heuristisches Modell einer individualistischen, auf der Theorie rationalen Handelns beruhenden Erklärung (101 ff.), das ausdrücklich die Übergänge von der Makro- zur Mikroebene berücksichtigen möchte (164 ff.). Gerade weil es ein scharf geschnittenes Theorieverständnis zugrundelegt, ist das Buch auch für methodisch interessierte Politikwissenschaftler anregend, die nicht auf das deduktiv-nomologische Erklärungsmodell eingeschworen sind. Aus dem Inhalt: I. Erklärungskonzepte des Rechtsextremismus: 1. Wissenschaftsverständnis: 1.1. DN-Erklärung: "Erklären" und "Verstehen"; 1.2. Individualistisch-strukturelle Theoriebildung - methodologischer Individualismus versus Kollektivtheorien. 2. Vergleichende Darstellung der Rechtsextremismuskonzepte: 2.1 Ziele, Ausgangsannahmen, Vorgehensweisen und Definitionen; 2.2. Gesellschaftsstrukturelle Bedingungen als Ursache von Rechtsextremismus; 2.3. Individuelle Bedingungen des Rechtsextremismus; 2.4 Die Erfolgsbedingungen von Rechtsextremismus. II. Eine handlungstheoretische Heuristik zur Erklärung von Rechtsextremismus: 1. Die Relevanz einer Handlungstheorie zur Erklärung von Rechtsextremismus; 2. "Indidividualistische Propositionen": Das Modell des Menschen "RREEMM"; 3. Die Theorie rationalen Handelns: 3.1 Definition: Rationales Handeln; 3.2 Das Konzept; 3.3 Die Theorie rationalen Handelns als kognitive Rahmentheorie; 3.4 Zusammenfassung: Theorie rationalen Handelns. 4. Eine handlungstheoretische Erklärung von Rechtsextremismus: 4.1 Rechtsextremismus - eine "rationale" Handlungsentscheidung; 4.2. Eine "individualistische" Rekonstruktion von Rechtsextremismus. III. Rechtsextremismus: Eine Mehr-Ebenen-Erklärung: 1. Rechtsextremismus - Eine Mehr-Ebenen-Erklärung: 1.1. Kriterien einer Mehr-Ebenen-Erklärung; 1.2 Die Makro-Mikro-Hypothesen der Rechtsextremismus-Konzepte; 1.3. Die Logik der Situation: Brückenhypothesen und die sozialen Produktionsfunktionen; 1.4. Die Logik der Selektion: Das Gesetz der Erklärung und die Handlungsregel; 1.5. Logik der Aggregation: Aggregationsregeln.