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Delia Schindler

Urban Governance – Wandel durch das Leitbild Nachhaltigkeit? Stadtentwicklungspolitik in Hamburg und Wien

Kassel: kassel university press 2011; 326 S.; 49,- €; ISBN 978-3-89958-998-6
Diss. Hamburg. – Städte stehen bei zentralen politischen Leitideen gleichermaßen als Adressaten wie als wesentliche Umsetzungsebene hoch im Kurs. Das gilt in besonderem Maße für die Idee der nachhaltigen Entwicklung. Damit verband die Europäische Kommission – an die 1992 verkündete Agenda 21 anschließend – schon früh programmatisch die Hoffnung, in städtischen Räumen lasse sich die Stärkung ökonomischer Prosperität mit einer systematischen Berücksichtigung des Umweltschutzes und einer breiten Beteiligung zivilgesellschaftlicher Akteure verbinden. Die Autorin setzt sich mit diesem unter dem Namen Urban Governance firmierenden Ansatz, Umweltschutz als Querschnittspolitik durch ein neues Policydesign auf städtischer Ebene zu implementieren, am Beispiel der Stadtentwicklungspolitiken von Wien und Hamburg auseinander. Überlegungen der Governance-Debatte aufgreifend lautet ihre zentrale Frage: „Gibt es Urban Governance?“ (17) – kommt es also unter Bezug auf die Nachhaltigkeitsrhetorik überhaupt zu neuen Formen beteiligungsorientierter und vernetzter Politikgestaltung? Der Untersuchungszeitraum reicht von 1996 – dem Jahr, in dem sich beide Städte mit der Unterzeichnung der Aalborg-Charta zur Umsetzung der Agenda 21 verpflichteten – bis 2005. Konzeptionell folgt die Studie einem qualitativen Vergleich der politischen Steuerungsmuster beider Städte, wobei Fragen nach Veränderungen einerseits von Inhalten und Instrumenten politischer Steuerung und andererseits von Akteurskonstellationen im Zentrum stehen; als Erklärungsfaktor werden die jeweiligen Ausprägungen der politischen Kultur herangezogen. Methodisch verbindet die Autorin Dokumentenanalyse und 42 leitfadengestützte Interviews, deren Interpretation sich an der Grounded Theory orientiert. Das Ergebnis ist eher ernüchternd: Zwar ist es in beiden Städten zu einer Erweiterung des politischen Instrumentariums gekommen, aber nach wie vor dominiert – in Hamburg noch stärker als in Wien – das Wachstumsparadigma die Agenda. Von neuen Akteurskonstellationen schließlich kann nur in Ansätzen die Rede sein und Vernetzungen finden eher im bekannten Modus klientelistischer Aushandlungen statt.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.21 | 2.325 | 2.4 | 2.341 | 2.343 | 2.261 | 2.263 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Delia Schindler: Urban Governance – Wandel durch das Leitbild Nachhaltigkeit? Kassel: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34753-urban-governance--wandel-durch-das-leitbild-nachhaltigkeit_41774, veröffentlicht am 09.08.2012. Buch-Nr.: 41774 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken