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Benjamin Drechsel / Claus Leggewie (Hrsg.)

United in Visual Diversity. Images and Counter-Images of Europe

Innsbruck/Wien/Bozen: Studien Verlag 2010 (European History and Public Spheres 4); 253 S.; 32,90 €; ISBN 978-3-7065-4860-1
Eine europäische Identitätspolitik, die auf einer gemeinsamen Erinnerungskultur und auf gemeinsamen Bildern aufbaut, halten die Herausgeber für das Gelingen des Integrationsprozesses für ebenso notwendig wie europäische Vertragswerke oder eine gemeinsame Währung. Allerdings wird zunächst ein grundsätzlicher Mangel an gemeinschaftlich verbindlichen Bildern festgestellt, da weiterhin eine national begrenzte Symbolpolitik dominiere. An diesen negativen Befund anschließend, argumentieren die Herausgeber, dass es ungeachtet des weiterhin mehrheitlich national organisierten Bildprogramms sehr wohl tragfähige ikonografische Traditionen und Mythen gibt, die europäische Reichweite besitzen. Der Band bietet deshalb in fallstudienartige Analysen derartige Bilddiskurse, mit absteigendem Anspruch dieser Bilder auf europäische Allgemeingültigkeit. Zunächst stellen zwei Grundsatzaufsätze zur Verbindung von politischer Macht und Bildern (Matthias Bruhn) und zum historischen Abriss europäischer Bildungskanons und Erinnerungsorten im 20. Jahrhundert (Gerhard Paul) das theoretische Fundament, auf dem in den nachfolgenden Kapitel das Aushandeln visueller Diversität oder aber auch Einheit analysiert wird. Ein erster Themenkomplex ist den zentralen, innerhalb Europas dominant gesetzten Motiven und Bildern gewidmet, die historisch bis in die Zeit der Märzrevolutionen von 1848 zurückreichen. Im zweiten Teil setzen sich die Autoren mit peripheren Perspektiven auf Europa auseinander. Elisabeth Röhrlich beleuchtet etwa konzis die Konstruktion eines europäischen „Selbst“ über die Abgrenzung zum türkischen „Anderen“ (157 ff.). Schließlich geht es um importierte Bilder und Außenansichten, wobei hier auch identitäre Transformationsprozesse im Zeichen der Globalisierung angesprochen werden, so z. B. in Philipp Gasserts Betrachtungen des McDonald-Symbols als neuem europäischen Symbol. Insgesamt vereint der Band ausgezeichnete Fallstudien – wohltuend knapp abgefasst und zusammengehalten durch präzise Fragestellungen – und leistet somit einen originellen Beitrag zu einem inzwischen politisch heiß umkämpften und beforschten Gebiet.
Britta Voß (BVO)
M. A., Historikerin, wiss. Mitarbeiterin, Historisches Seminar, Ludwig-Maximilians-Universität München.
Rubrizierung: 2.61 | 3.1 Empfohlene Zitierweise: Britta Voß, Rezension zu: Benjamin Drechsel / Claus Leggewie (Hrsg.): United in Visual Diversity. Innsbruck/Wien/Bozen: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/9673-united-in-visual-diversity_39310, veröffentlicht am 30.06.2011. Buch-Nr.: 39310 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken