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Susanne Pickel

Ungarn in Europa. Demokratisierung durch politischen Dialog? Mit einem Geleitwort von Peter Eisenmann

Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag 1997 (DUV: Sozialwissenschaft); XVII, 326 S.; brosch., 72,- DM; ISBN 3-8244-4216-7
Diss. Bamberg; Erstgutachter: P. Eisenmann. – Für Ungarn diskutiert die Arbeit die Wirkungsmöglichkeiten des in den Europa-Abkommen institutionell verankerten politischen Dialogs der Europäischen Union mit den osteuropäischen Ländern. Nach einer umfassenden, theoretisch fundierten Analyse der Zielsetzungen und Instrumente des politischen Dialogs wird im Hauptteil die Demokratisierung des postkommunistischen Ungarns anhand des Institutionensystems, der politischen Sozialisation und der politischen Kultur untersucht. Das Ergebnis ist ambivalent: Während ein hinreichend demokratisches Institutionensystem bereits kurz nach der verhandelten Revolution geschaffen worden ist, kann von einer demokratischen Sozialisation noch nicht die Rede sein. Im Bereich der politischen Kultur wiederum klafft Pickel zufolge eine Lücke zwischen der diffusen Unterstützung für das politische System, dessen (demokratische) Prinzipien und Mechanismen von der Bevölkerung bejaht werden, und der nur begrenzten Zufriedenheit mit seiner politischen und vor allem seiner ökonomischen Effektivität. Der politische Dialog hat dabei – maßgeblich durch den von der EU erzeugten Anpassungsdruck – zur Institutionalisierung demokratischer Verfahren und zur EU-Kompatibilität u. a. der Verwaltung beigetragen. Seine Wirkung ist jedoch bisher – wenig überraschend – auf die politischen, wirtschaftlichen und administrativen Eliten beschränkt geblieben und leistet entsprechend keinen Beitrag zur Demokratisierung der politischen Kultur. Pickels Arbeit zeichnet sich gleichermaßen durch ihr hohes theoretisches Niveau wie durch die umfassende Auswertung empirischen Materials aus. Problematisch bleibt jedoch zweierlei: Aufgrund des umfassenden Verständnisses von Demokratisierung verbleibt die Analyse der einzelnen politischen Institutionen allzu sehr an der Oberfläche – von einzelnen apodiktischen Wertungen einmal abgesehen. Vor allem aber kann nur selten ein wirklicher Nachweis für die Wirksamkeit (oder auch Unwirksamkeit) des politischen Dialogs erbracht werden.
Michael Edinger (ME)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Sonderforschungsbereich 580, Universität Jena (www.uni-jena/svw/powi/sys/edinger.html).
Rubrizierung: 2.62 | 2.2 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Michael Edinger, Rezension zu: Susanne Pickel: Ungarn in Europa. Wiesbaden: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/4125-ungarn-in-europa_5832, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 5832 Rezension drucken