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Michael Hofmann (Hrsg.): Umbruchserfahrungen. Geschichten des ostdeutschen Wandels von 1990 bis 2020

26.02.2021
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Autorenprofil
Günter Lipfert
Münster, Westfälisches Dampfboot 2020

Die ostdeutschen Autor*innen möchten bisherige Untersuchungen dahingehend ergänzen, die Transformation Ostdeutschlands nicht lediglich als nachholende Modernisierung zu erfassen, die keinen Reformbedarf für die Bundesrepublik bedeutete. Dazu diskutieren sie nuanciert unterschiedliche Themen wie die Treuhand, die Reform der Hochschulen, das Erbe der DDR-Kunst oder die neo-liberalen Selbstbestätigungsnarrative des Westens und fragen dabei angesichts von Modernisierungsskepsis und Populismus nach dem sich hierin äußernden Problem des weltweiten sozialen Wandels seit den 1970ern.

Eine Rezension von Günter Lipfert

Die Autor*innen sind ostdeutsche Sozialwissenschaftler*innen, die in das im Buch untersuchte Transformationsgeschehen im Ostdeutschland der frühen 1990er-Jahre eingebunden waren. Sie geben sich, so der Herausgeber Michael Hofmann in der Einleitung, nicht damit zufrieden, die ostdeutsche Transformation als nachholende Modernisierung zu interpretieren und keinerlei Reformbedarf für den Westen anzunehmen.

 

Zu den Inhalten der Aufsätze

Dazu nähern sie sich dem Hauptgegenstand mit Fokus auf einzelne Aspekte. Michael Hofmann und Dieter Segert greifen vorhandene sozialwissenschaftliche Analysen und Deutungen auf und zielen darauf ab, sie zu ergänzen. Hofmann untersucht den Wandel und die Flexibilisierungen der westdeutschen Gesellschaft seit den 1980ern, weil sich der ostdeutsche Wandel nur vor diesem Hintergrund verstehen lasse. Ostdeutschland, so seine Beobachtungen, habe den westdeutschen Wandel in sehr viel kürzerer Zeit nachholen müssen. Zwar sei es zum Musterknaben der neoliberalen Reformen geworden, an den Gewinnen der Flexibilisierung des modernen Kapitalismus habe es indes zunächst weniger partizipiert. Aus den hieraus entstandenen Polarisierungen zögen Populisten mit einfachen Antworten ihren Nutzen. Aber der Problemstau, der sich hier zeige, betreffe das ganze Land und nicht nur den Osten.

Segert nimmt an, dass im neoliberalen Wandel und der ihn vertretenden politischen Parteien die Ursachen des Rechtspopulismus zu suchen sind. Die Krise der Demokratie betreffe West- und Ostdeutschland gleichermaßen. Er plädiert für die Hinwendung der Aufmerksamkeit zu den sozialen, kulturellen und politischen Bedingungen einer nachhaltigen Demokratie. Seine Vorschläge wolle er nicht als Programm, sondern vielmehr als Orientierung verstanden wissen. Die grundlegende Chancengleichheit aller Gesellschaftsmitglieder bei der Entfaltung der Lebensmöglichkeiten sei zu sichern. Die Verwirklichung einer starken Sozialpolitik dürfe nicht den rechten Populisten überlassen werden. Zudem schlägt Segert vor, verstärkt Ostdeutsche in Elitepositionen zu fördern und die belehrende Geschichtspolitik zu beenden, die der Immunisierung des Westens vor der Kenntnisnahme eigener Fehler im Vereinigungsprozess diene. Zudem erachtet er die Stärkung demokratischer Partizipation im Sinne stärkerer Bürgerbeteiligung in allen Bereichen und eine höhere Qualität der Mediendebatte als sinnvolle Wege zur Stärkung der Grundlagen der Demokratie.

Susann Burchardt, Dieter Rink, Sylka Scholz und Paul Kaiser kritisieren öffentlich verhandelte und sozialwissenschaftlich gestützte Bilder und Klischees der ostdeutschen Transformation. Zudem hinterfragen Burchardt und Rink, basierend auf Forschungen zu Protesten der Ostdeutschen in den frühen 1990ern und während der frühen 2000er, die angeblich weit verbreitete Apathie der Ostdeutschen, ihr fehlendes Engagement und ihre soziale Bewegungskultur. Die fortbestehende postrevolutionäre Situation, geprägt durch eigene, materialistische Konflikte, schwache Akteure und Mobilisierungsnetzwerke, stünde einer solchen entgegen. Die Transformation sei von den Ostdeutschen nicht einfach hingenommen, sondern von diesen mit vielen, wenn auch in Teilnehmerzahl und Reichweite begrenzten, Protesten begleitet worden. Jedoch habe das Nichteingehen westdeutscher Akteure auf die Forderungen der Protestierenden dazu geführt, dass die Stimmung zunehmend in Resignation umgeschlagen sei. Dieser Stimmungswandel sei durch einen vergleichsweise schwachen Mobilisierungsgrad, der mit der Neuformierung der politischen Landschaft und schwachen zivilgesellschaftlichen Akteuren erklärt wird, befördert worden. Kaum Relevanz bei den Protesten hätten hingegen postmaterialistische Themen der in Westdeutschland in den 1970ern entstandenen Neuen Sozialen Bewegungen besessen.

Scholz skizziert ihre Forschungsergebnisse zu ostdeutschen Paarbeziehungen und bestreitet die Medienklischees von den ostdeutschen Karrierefrauen und den rechtspopulistischen Männern. Ihr ist es wichtig zu betonen, dass die Lebensleistung der Ostdeutschen zu würdigen nicht bedeute, den Rechtspopulismus kleinzureden. Vielmehr müsse genauer hingesehen werden, welche Männer, aber auch welche Frauen, sich von rechten Orientierungen angezogen fühlen oder diese gar aktiv in den verschiedenen rechten Gruppierungen vertreten.

Kaiser argumentiert dafür, der ostdeutschen Kunst mit ihren sie beflügelnden sozioutopischen Potenzialen und ihren Schöpfern mehr Interesse und Wertschätzung entgegenzubringen. Auch wenn die Kunsterzeugnisse der DDR nach 1990 keiner Strategie der allgemeinen Abrechnung anheimgefallen seien, so habe sie doch als diskreditiert gegolten. Wenn sie nicht Schöpfungen systemkritischer Künstler darstellte, sei ihr künstlerischer Wert geringgeschätzt worden. Dementsprechend sei sie vernachlässigt worden oder in den Magazinen der Museen verschwunden, welche zunächst nur westdeutschen zeitgenössischen Kunstschöpfungen den Vorzug gegeben hätten. Zu unsicher sei die die Einordnung ostdeutscher Kunst gewesen. Die ostdeutschen Künstler hätten nach 1990 vor dem Problem gestanden, nicht mehr auf die etablierten Strukturen zurückgreifen zu können, die ihnen zuvor Aufträge, eine soziale Absicherung und ein Netzwerk ermöglicht hatten. Unter den neuen Marktbedingungen hätten sie keine Anschlussfähigkeit entfaltet. Ihre Kunst sei auf kein Interesse gestoßen. Seit den 2000er-Jahren bahne sich jedoch langsam eine Neubewertung an.

Marcus Böick, Peer Pasternack und Regina Bittner interessieren sich für Probleme der Transformation in wirtschaftlichen und kulturellen Institutionen. So erläutert Böick die Geschichte der Treuhand und die Ursachen der mit ihrer Arbeit verbundenen sozialen Verwerfungen. Die Treuhand sei auch nach dreißig Jahren eines der umstrittensten Gebilde der jüngeren deutschen Geschichte. Der von den Ostdeutschen geforderte Weg eines zügigen Übergangs in den kapitalistischen Markt sei steiniger verlaufen als vorausgesehen. Die Treuhand habe wie ein Blitzableiter für enttäuschte Hoffnungen gewirkt, insbesondere in Ostdeutschland. Dabei seien die Treuhand und ihre Mitarbeiter Getriebene und Treiber der Umbruchsprozesse zugleich gewesen. Böick stellt fest, dass sich das komplexe Geschehen der Umbruchsphase nicht mit Formeln von „Erfolg“ oder „Scheitern“ auf einfache Nenner bringen lasse.

Pasternack untersucht die mehr oder weniger optimale „Abwicklung“ (137) der ostdeutschen Hochschullehrer und reflektiert deren Bemühungen um die Erforschung der Wissenschaftsgeschichte der DDR. Aus westdeutscher Sicht seien DDR-Professoren während des Wandels 1990 vielfach unhaltbar gewesen. Zum Teil habe dies der Wahrheit entsprochen. Oft hätten indes Einstellungskriterien zu einer Auslese tatsächlich oder vermeintlich staatstragender Professoren und Professorinnen geführt, die westdeutschen Karrieremustern entsprungen seien. Auslandsaufenthalte und ähnliche Anforderungen hätten DDR-Wissenschaftler nicht zu erfüllen vermocht und seien so zum Beispiel bereits in Bewerbungsverfahren benachteiligt gewesen. Pasternack differenziert die Sichtweise von den politisch konformen Hochschulgelehrten. Sehr wohl bestehende Differenzen zum SED-Staat hätten weniger die grundlegenden Ideen als vielmehr die Umsetzungsweise betroffen. Man habe das politische Projekt, dem man grundsätzlich positiv gegenüberstand, reformieren wollen, statt es abzuschaffen. Bittner richtet ihren Fokus auf den geschichtspolitischen Streit um das Bauhaus als historisches und kulturelles Erbe.

Detlef Pollack und Thomas Ahbe beurteilen die Ankunft der Ostdeutschen im geeinten Deutschland anhand folgender Fragen: Gibt es eine ostdeutsche Identität? Kann eine solche für den Vereinigungsprozess förderlich sein? Pollack macht den Widerspruch zwischen persönlicher Zufriedenheit und artikuliertem gesellschaftspolitischen Unwohlsein zum Thema seines Aufsatzes. Faktisch gehe es vielen Ostdeutschen besser als zu DDR-Zeiten. Pollack resümiert, dass das Problem nicht der Osten, sondern die wahrgenommene und noch immer bestehende Überlegenheit des Westens sei. Der Westen sei für viele Ostdeutsche seit der Zeit der DDR der Beurteilungsmaßstab des eigenen Lebens. Pollack appelliert, dass dieser Vergleichsmaßstab entschärft werden müsse, wenn die öffentlich bekundete Unzufriedenheit in beachtlichen Teilen der ostdeutschen Bevölkerung überwunden werden soll.

Ahbe analysiert, inwiefern Diskurse über Ostdeutschland eine dem Selbstverständnis der alten Bundesrepublik entspringende Konstruktion darstellen und im komplizierten Wandel der westdeutschen Selbstvergewisserung dienen. Eine eigene postdiktatorische Selbsterzählung hätten die Ostdeutschen nicht zu entwickeln vermocht. Der Prozess der demokratischen Selbsthinterfragung sei ausgeblieben und die damit verbundene Reifungschance der Gesellschaft somit ebenfalls. Ahbe gelingt es zu untermauern, dass diese Konstruktion mit dem Aufkommen neuer Generationen im Begriff ist, modifiziert zu werden.

 

Zum Vergleich mit vorhergehenden Werken

In seiner Einleitung macht Michael Hofmann auf bisherige sozialwissenschaftliche Analysen in kritischer Absicht aufmerksam und nennt jene aus dem Jahr 1996 von Helmut Wiesenthal und anderen Autoren stammende: „Einheit als Privileg. Vergleichende Perspektiven auf die Transformation Ostdeutschlands“. Schon der Titel verdeutliche die etwas anders gelagerte Perspektive als die Hofmanns. Im Vordergrund stehe das institutionelle Erbe des früheren Staates und die hieraus resultierenden Schwierigkeiten der Transformation. Wiesenthals Grundthese zufolge erscheine Ostdeutschland als Sonderfall einer radikalen institutionellen Emanzipation vom Sozialismus bei verzögertem Wandel von Orientierungen und Mentalitäten. In dieser Grundthese taucht das Paradigma von der „nachholenden Modernisierung“ in anderen Worten auf, von dem Hofmann kritisch in seiner Einleitung spricht. Unter diesem Paradigma würden eben jene Parallelen zu westlichen Gesellschaften übersehen, die Hofmann in Ostdeutschland nur stärker ausgeprägt ausmacht.1

2002 untersuchte Alexander Thumfart in „Die politische Integration Ostdeutschlands“ den ostdeutschen Wandel. Ihn interessierten insbesondere der gesellschaftspolitisch-institutionelle Umbau sowie die politische Kultur und Fragen der Gerechtigkeit und Demokratie in Ost- und Westdeutschland. Thumfart zielte auf ein besseres gegenseitiges und alltagspraktisches Verständnis zwischen den beiden Landesteilen2.

Was das Hofmanns Buch von den zuvor genannten Werken unterscheidet, ist der Anspruch des Herausgebers, der seinerseits behaupteten Dominanz westdeutscher Narrative zum ostdeutschen Wandel eine ostdeutsche Perspektive entgegenzusetzen. Der Sammelband erhellt wichtige Zusammenhänge, in denen Ostdeutschland seit den 1990ern steht. Es wird insbesondere herausgearbeitet, dass nicht die sozialen Verwerfungen infolge der wirtschaftlichen Transformation an sich das Problem sind, sondern die damit einhergehende mentale Vernachlässigung der betroffenen Bürger. Obwohl sich laut Aussage des Herausgebers die Lebenssituation selbst der Sozialleistungsempfänger in einzelnen Punkten innerhalb der letzten dreißig Jahre verbessert habe, fühlten sich viele Ostdeutsche alleingelassen oder missachtet. Eine Missachtung, die ebenso aus dominierenden, simplifizierenden geschichtspolitischen Diskursen resultiere, wie aus den teils harten erwerbsbiografischen Brüchen. Diese Missachtung werde in das übergreifende Phänomen der Moderneskepsis eingeordnet – wie die im Buch angesprochenen Beispiele Pegida, AfD und Brexit verdeutlichten. Die Rede ist von einer Missachtung, die in ähnlicher Form auch jene betrifft, die überall in westlich-liberalen Demokratien in der Welt nach „Kohle und Stahl“3 seit den 1970ern keinen anerkannten Platz mehr innehaben. Es fehlt ein Identitätsangebot für alle. Nicht jeder findet seine geistige Heimat in der neoliberalen Welt unbegrenzter Möglichkeiten und Freiheiten. Und nicht jeder partizipiert beispielsweise an der Freizügigkeit des Schengenraums, etwa in Gestalt des sprichwörtlichen Wochenendtrips nach Paris. In allen Artikeln wird die grundlegende Skepsis an der sich selbst zugeschriebenen wirtschaftlichen und kulturellen Überlegenheit der westlichen Gesellschaften und den entsprechenden Delegitimierungsbemühungen gegenüber den Hinterlassenschaften sozialistischer Staaten deutlich, insbesondere in Ostdeutschland. Somit stellen die Krisenerscheinungen in Ostdeutschland vielmehr einen Aspekt des umfassenderen Problembereichs des sozialen Wandels seit den 1970ern dar.

 

Offene Fragen

Im Nachgang stellt sich aber die Frage, warum nie auf die Rolle der Religion während und nach der Transformation eingegangen wird. Es ist bekannt, dass die Kirchen den Oppositionellen in der Zeit der sozialistischen Regierungen und während der revolutionären Phase zuweilen Schutzräume boten. Interessant wäre die Untersuchung der Frage, inwiefern das religiöse Leben nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Staaten in deren Nachfolgestaaten zuweilen einen Zuwachs an gesellschaftlichem und später auch an politischem Einfluss erlebte. Inwiefern weisen rechtspopulistische Akteure eine gewisse Nähe zu den etablierten Religionen auf – sei es in persönlichen Einstellungen wie auch auf der Ebene ideologischer und strategischer Zusammenarbeit? Zu fragen wäre also, inwiefern die Religionen in Ostdeutschland und den osteuropäischen Ländern eine politisch tragende Rolle in populistischen Bewegungen spielt. Von Interesse wäre außerdem die mögliche Bedeutung zunehmender Religionslosigkeit für die Entwicklungen in Ostdeutschland und die Gründe dafür, dass die Kirchen hier nicht gleichermaßen wie in anderen ehemals sozialistischen Ländern in der Lage war, das infolge der Transformation entstandene Sinndefizit auszugleichen.

 


Anmerkungen

1 Wiesenthal, Helmut (Hrsg.): Einheit als Privileg. Vergleichende Perspektiven auf die Transformation Ostdeutschlands, Campus-Verlag, Frankfurt, New York 1996.

2 Thumfahrt, Alexander: Die politische Integration Ostdeutschlands, Suhrkamp-Verlag, 2002.

3 Vgl. hierzu Raphael, Lutz: Jenseits von Kohle und Stahl. Eine Gesellschaftsgeschichte Westeuropas nach dem Boom, Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Band 10474, Suhrkamp Verlag, Bonn 2019, S. 11 f.

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