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Alexander Kratochvil (Hrsg.)

Ukraina ad portas. Ist die Ukraine europäisch genug für die EU? Beiträge zum X. Greifswalder Ukrainicum im Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald

Aachen: Shaker Verlag 2006 (Greifswalder Ukrainistische Hefte 3); 236 S.; 39,80 €; ISBN 978-3-8322-5289-2
Ist die Ukraine im Jahr 2005 europäisch genug, um eine reelle Chance in der EU-internen Beitritts- und Aufnahmedebatte zu haben? Diese Frage erläuterten 13 Autoren während eines interdisziplinären wissenschaftlichen Kolloquiums im Jahr 2005. Allen Texten liegt dabei das Interesse an einer europäischen Perspektive der Ukraine zugrunde. Die renommierten Wissenschaftler – wie zum Bespiel Gerhard Simon oder Guido Hausmann, aber auch George Grabowicz von der Harvard University –verdeutlichen die verschiedenen und zum Teil auch gegenläufigen Aspekte des polarisierenden Themas. Während Simon den Verlauf der ukrainischen Revolution auf dem Maidan 2004 und deren Entwicklung bis zum September 2005 relativ positiv beschreibt, interpretiert die Autorin Natal’ka Snajdanko die Entwicklungen eher skeptisch. Sie sieht vor allem auf der kulturellen und intellektuellen Ebene einen großen Abstand, der die Ukrainer von einem europäischen Selbstverständnis als Ukrainer im Vergleich zu anderen europäischen Nationen und ihrer europäischen Verortung trennt. Dem wiederum widerspricht Nina Kavunenko in ihrem literaturwissenschaftlichen Beitrag, indem sie gerade in der ukrainischen Gegenwartsliteratur zweifellos ein europäisches Verständnis des Ukrainertums herausarbeitet. Eine weitere europäische Dimension eröffnet sich in der Studie von Oksana Frankewicz zur ukrainischen Dissidentenbewegung und zum „Samvydav“, deren Beitrag – neben dem von Anna Horabtsch – als grundlegend für den deutschsprachigen Raum gelten. Zusammenfassend verdeutlichen die Beiträge, dass die Ukraine in ihrer kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklung, im Gegensatz etwa zu Russland oder Belarus, die lange Tradition ihrer europäischen Verwurzelung pflegt und weiter festigt und somit laut Fazit des Herausgebers nicht vor den Toren Europas steht, sondern sich nicht nur geografisch mitten in Europa befindet.
Anja Franke-Schwenk (AF)
Dr. des., wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.61 | 3.1 Empfohlene Zitierweise: Anja Franke-Schwenk, Rezension zu: Alexander Kratochvil (Hrsg.): Ukraina ad portas. Aachen: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/26615-ukraina-ad-portas_31027, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 31027 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken