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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk Dortmund (Hrsg.)

Tschernobyl und die europäische Solidaritätsbewegung

Norderstedt: Books on Demand 2011; 242 S.; 14,90 €; ISBN 978-3-8423-9857-3
Die Autoren beschreiben die im Zuge des Reaktorunglücks von Tschernobyl entstandene europäische Solidaritätsbewegung. Dabei geben sie zunächst einen Überblick über länderspezifische Projekte, um dann auf die den Hilfsprojekten zugrunde liegenden Konzepte einzugehen. Hervorzuheben ist hierbei die Kindererholung, die medizinische Hilfe, ökologische Projektarbeit und soziale Hilfen wie die Aufnahme von Waisenkindern. Einleitend stellt Astrid Sahem die Katastrophe von Tschernobyl in den Kontext der europäischen Erinnerungskultur. Sie betont, dass für die Einordnung der Katastrophe neben den Kategorien von Vergangenheit und Gegenwart auch die Kategorie einer Katastrophe des sowjetischen Systems beziehungsweise einer globalen Katastrophe, die sich in vergleichbarer Form überall auf der Welt ereignen könnte, von Bedeutung ist. Allerdings erschütterte die Haltung der sowjetischen Regierung, die zunächst versuchte, den GAU geheim zu halten, nicht nur das Vertrauen der Sowjetbürger in ihren Staat, sondern ließ auch die Europäer erahnen, dass ihre Regierungen im Fall eines Reaktorunglückes ebenfalls mit dem Krisenmanagement überfordert wären. Isolde Baumgärtner erörtert Tschernobyl im historischen Kontext. So habe der GAU vom 26. April 1986 die sich formierenden Oppositionsbewegungen in den am stärksten betroffenen Sowjetrepubliken Belarus und Ukraine gestärkt. In Belarus kam es am 30. September 1989 erstmalig zu einem sogenannten Tschernobyl-Marsch. Sie verweist darauf, dass sich trotz massiver Repressalien Initiativen und Vereinigungen von Liquidatoren und den Bewohnern der verstrahlten Gebiete bildeten. Im Zuge der Perestroika unter Präsident Michail Gorbatschow ermöglichten dann Lockerungen der Reisefreiheit einen intensiveren Informationsaustausch zwischen Ost und West, der insbesondere nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion das ganze Ausmaß der Katastrophe offenbarte und eine weltweite Solidaritätsbewegung in Gang setzte.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 4.45 | 2.62 | 2.61 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Internationales Bildungs- und Begegnungswerk Dortmund (Hrsg.): Tschernobyl und die europäische Solidaritätsbewegung Norderstedt: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33924-tschernobyl-und-die-europaeische-solidaritaetsbewegung_40655, veröffentlicht am 14.07.2011. Buch-Nr.: 40655 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken