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Henning Niederhoff

Trialog in Yad Vashem. Palästinenser, Israelis und Deutsche im Gespräch

Berlin: Lit 2009 (Deutsch-Israelische Bibliothek 4); 224 S.; brosch., 14,90 €; ISBN 978-3-643-10226-3
Der Autor, bis 2000 Leiter des Länderbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Ramallah, berichtet über seinen Erfahrungen eines von ihm initiierten „Trialogs“ zwischen Palästinensern, Israelis und Deutschen. Als besonders fatal schildert er das Scheitern der Verhandlungen von Camp David im Jahr 2000. Dies habe sowohl zur Niederlage Ehud Baraks bei den Parlamentswahlen als auch zum Aufstieg Ariel Sharons zum Ministerpräsidenten geführt. Weiter, so Niederhoff, trug dieses Scheitern auch mit zum Ausbruch der Al-Aksa-Intifada bei. In einem Gespräch mit Ariel David Blum, damals Mediator, über die deutsche Rolle im Nahen Osten macht dieser deutlich, dass er den Deutschen keine vermittelnde Rolle in Nahost zugestehen will, warnte aber auch davor, deutsches Handeln an jüdische Zustimmung zu koppeln. Als Vermittler müsse man, so Blum, neutral sein, „die deutsche Vergangenheit wiegt aber so schwer, dass man als Mediator zwangsläufig eigene Gefühle einbringt“ (148). Bevor eine deutsche Hilfe also nützlich sein könnte, müsse es in dieser Hinsicht einen Bewusstwerdungsprozess geben. Zudem führt er aus, dass die Behauptung, Europa habe in Jugoslawien aus moralischen Gründen interveniert, sehr problematisch sei. Europa solle vielmehr zugeben, „dass es eine Vielzahl von wirtschaftlichen und politischen Interessen hat“ (150). In einem Interview mit Gabriel Motzkin legt dieser seine Einschätzung der Hintergründe des Nahost-Konflikts dar. Motzkin führt aus, dass es ein reales Problem, den Konflikt um den Besitz von Land, und ein imaginäres Problem der Legitimationen gebe. Die Juden sehen das Land als ihnen von Gott versprochen an, die Palästinenser sind dort seit Tausenden Jahren ansässig. Die Israelis, erläutert er weiter, würden zwar behaupten einen laizistischen Staat anzustreben, aber das sei „Quatsch“: „Tatsächlich wollen wir einen ethnisch fundierten Staat haben, wo wir natürlich allen Minderheiten ihre Rechte gewährleisten, aber als Minderheiten“ (126). Eine Rückkehr der Flüchtlinge hält Motzkin für nicht realisierbar, ein Rückzug Israels auf die Grenzen von 1967 wäre zwar eine für ihn akzeptable, aber im Land nicht mehrheitsfähige Lösung.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.41 | 2.63 | 2.23 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Henning Niederhoff: Trialog in Yad Vashem. Berlin: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31796-trialog-in-yad-vashem_37898, veröffentlicht am 16.03.2010. Buch-Nr.: 37898 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken