In politischen Debatten ist es längst zu einem Gemeinplatz geworden: Die Gestaltungsmöglichkeiten der Nationalstaaten schwinden, Grenzen sind für Ströme von Investitionen, Waren und Migranten durchlässig, Kommunikationen überwinden regionale und kulturelle Bindungen. Auf diese Transnationalisierung des Sozialen scheinen sich Disziplinen wie Anthropologie, Geografie oder Ethnologie eher eingestellt zu haben als die Soziologie. In der neueren sozialwissenschaftlichen Diskussion über die Folgen der Globalisierung jedenfalls wird kritisch festgehalten, dass die Soziologie mehrheitlich noch einem methodologischen Nationalismus verpflichtet sei, dem gerade auch in vergleichenden Sozialstrukturanalysen nationalstaatlich verfasste Gesellschaften als zentrale Bezugsgrößen gelten. Die Autoren gehen der Frage nach, welche Konsequenzen sich für die Forschung aus dem Umstand ergeben, dass die Grammatik sozialer Ungleichheit immer weniger von einer Kongruenz territorialer, politischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Grenzen geprägt wird. An den Themenfeldern Migration, grenzüberschreitende soziale Mobilität und Interaktionen diskutieren die Autoren teils konzeptionell, teils empirisch Möglichkeiten, soziale Lagen in Zwischenräumen jenseits und diesseits nationalstaatlicher Grenzen zu analysieren. Sehr dezidiert fordert beispielsweise Ulrich Beck in diesem Band eine kosmopolitisch reflektierte Soziologie, ohne die diese neuen „kosmopolitischen“ (27) Formen sozialer Ungleichheit nicht zu verstehen seien. Der Sammelband ist aus der Tagung „Transnationalisierung Sozialer Ungleichheit“ hervorgegangen, die die Sektion „Soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse“ der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Januar 2006 an der Ludwig-Maximilians-Universität München veranstaltete.