Skip to main content
Nina Florack

Transnationale kriminelle und terroristische Netzwerke. Ein Vergleich der Netzwerkstruktur der Albanischen Mafia mit der Jemaah Islamiyah

Berlin: Verlag Dr. Köster 2010 (Geheime Nachrichtendienste 5, D6); IV, 275 S.; 29,80 €; ISBN 978-3-89574-740-3
Diss. Münster. – Im Zeitalter der Informationstechnologien verändern sich nicht nur die Organisationsformen sozialer Einheiten im Allgemeinen, führt die Autorin ein, sondern auch die krimineller und terroristischer Vereinigungen im Besonderen. Die Globalisierung und die Veränderungen der Kommunikationsmöglichkeiten fördern den Aufbau von transnationalen Netzwerken. Vor dem Hintergrund der Netzwerktheorie vergleicht die Autorin die südostasiatische Terrorgruppierung Jemaah Islamiyah im Bereich der organisierten Kriminalität mit der albanischen Mafia. Florack betrachtet jeweils die Organisationsstruktur, die operative Vorgehensweise sowie die Ideologie, Kommunikation und Sozialisation. Das traditionelle Bild zentral gesteuerter und klar hierarchisch organisierter Strukturen mit einem “Paten“ an der Spitze krimineller Vereinigungen ist obsolet – das wird in Floracks Ausführungen schnell deutlich. Vielmehr organisiert sich die albanische Mafia als gestaffeltes Sternnetzwerk, das sich auf Familien- und Clanstrukturen stützt. Sie „wird dadurch überlebensfähiger“ und gerade die Entscheidungsautonomie der Basiszellen mache das „Netzwerk schnell handlungsfähig“ (148). Demgegenüber zeigt sich die Jemaah Islamiyah als weitaus hierarchischer strukturiert. Dadurch seien zwar die Zuständigkeiten klar geregelt, erläutert Florack, die Handlungsfähigkeit aber umso eingeschränkter. So schätzt sie die Jemaah Islamiyah als eher leicht angreifbares Netzwerk ein, da es sich personell nicht stark abschotte. Demgegenüber wagt sie die Prognose, dass die Strafverfolgungsbehörden „kaum eine Chance haben, das Netzwerk der Albanischen Mafia als Ganzes zu zerstören“, denn die komplexere Netzwerkstruktur sowie der familiäre und ethnische Zusammenhalt machten dies „fast unmöglich“ (244). Florack verweist darauf, dass Netzwerke sich am besten mit Netzwerken bekämpfen lassen. Die Strafverfolgungsbehörden müssten sich also zunehmend auch als Netzwerke konzipieren und zwar „auch über Ländergrenzen hinweg“ (243).
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.41 | 2.25 | 2.61 | 2.68 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Nina Florack: Transnationale kriminelle und terroristische Netzwerke. Berlin: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32578-transnationale-kriminelle-und-terroristische-netzwerke_38886, veröffentlicht am 22.12.2010. Buch-Nr.: 38886 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken