Diss. Köln; Gutachter: W. Link. - Gemäß der sowjetischen Volkszählung von 1989 lebten 25,3 Millionen ethnische Russen außerhalb des russischen Kernlandes, ein Teil davon in der Ukraine und in Moldova. In den zwischenstaatlichen Beziehungen der beiden Länder zu Russland spielt die russische Minderheit eine Schlüsselrolle. Büscher fragt daher: Können die Russen in der Ukraine und Moldawien als Vermittler zwischen ihrem Residenzstaat und Russland auftreten oder werden sie von der russischen Außenpolitik instrumentalisiert? Er kommt zu dem Ergebnis, dass die russische Diaspora in der Zeit von 1992 bis zum Frühjahr 1998 keinen adäquaten politischen Einfluss auf die Politik in ihrem Residenzstaat gewann. Dafür nennt Büscher folgende Ursachen: Die kollektive Identität der Russen sei schwach ausgebildet. Es gebe nur eine geringe Gruppenkohäsion. Daher hätten starke gesellschaftliche oder politische Interessengruppen nicht entstehen können. Zudem hätten die Ukraine und Moldova in den ersten Jahren nach der Unabhängigkeit keine diskriminierende Politik gegenüber der jeweiligen Diaspora betrieben. Doch ganz ohne Wirkung sei die russische Minderheit in den grenzüberschreitenden Beziehungen nicht: „In einigen ethnopolitischen und außenpolitischen Fragen sowie im Kultur- und Medienbereich sind in beiden Fällen integrative Tendenzen festzustellen, insofern sich die politische und kulturelle Distanz Moldovas und der Ukraine zu Russland ohne den Diasporafaktor vermutlich vergrößert hätte" (351).