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Almut Woller

Transformation der Geschlechterverhältnisse in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Eine feministische Diskursanalyse der Arbeitsmarktintegration emiratischer Frauen

Berlin: Frank & Timme 2014 (Medien und politische Kommunikation – Naher Osten und islamische Welt 24); 228 S.; 39,80 €; ISBN 978-3-7329-0015-2
Magisterarbeit Leipzig; Betreuung: J. Gertel, C. Richter. – Laut offiziellen staatlichen Papieren und einigen wissenschaftlichen Autor_innen vollzieht sich in den Vereinigten Arabischen Emiraten ein gesellschaftlicher Wandel, weil Frauen der Zugang zu höherer Bildung und Erwerbsarbeit ermöglicht wird. Almut Woller geht in ihrer Arbeit davon aus, dass dieser Prozess der Arbeitsmarktintegration von Frauen in drei Herrschaftsverhältnisse (kapitalistische Produktionsverhältnisse, patriarchale Geschlechterverhältnisse und ethnische Hierarchien: class, gender, race) eingebettet ist und nur in deren Kontext verstanden werden kann. Vor diesem Hintergrund fragt die Autorin: „Handelt es sich bei dem Prozess der Arbeitsmarktintegration emiratischer Frauen, wie er im staatlich‑medialen Diskurs repräsentiert und geformt wird, um eine Infragestellung oder um eine Restauration emiratischer Geschlechterverhältnisse?“ (10) Zur Beantwortung dieser Frage stellt Woller zunächst den durch die VAE forcierten Transformationsprozess der gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse und dessen Ziel, die Emiratisierung des (privaten) Arbeitsmarkts, vor. Anschließend diskutiert sie die (oftmals einseitigen bzw. unterkomplex bleibenden) Forschungen zum Thema VAE und Geschlechterverhältnisse, um in Abgrenzung dazu ihren eigenen methodischen und theoretischen Rahmen zu erarbeiten. Auf dieser für eine Magisterarbeit beachtlichen Leistung baut dann die Auswertung von zwei Zeitungen, Gulf News und Al‑Emarat Al‑Youm (insgesamt 78 Onlineartikel), mithilfe der feministischen kritischen Diskursanalyse auf. Im Zuge ihrer Makroanalyse stellt Woller fest, dass die Integration der Frauen in den männlich vorstrukturierten Arbeitsmarkt nur vermeintlich geschlechtsneutralen Regeln und Strukturen folgt: Die Lösung der Mehrfachbelastung von Beruf und Reproduktionsarbeit wird als Aufgabe der Frauen und des Staates, nicht aber der Männer, verstanden; die Stellung des Mannes (Familienoberhaupt) wird als „natürlich“ begriffen; die Frauenerwerbsarbeit an sich ist eine nicht zu kritisierende gesellschaftliche Norm. In ihrer Mikroanalyse weist Woller dann die drei Aspekte der Intersektionalität (class, gender, race) auch in den untersuchten Artikeln nach, sodass sie am Schluss keine Infragestellung der Herrschaftsverhältnisse, sondern einen „change for stability“ (181) konstatieren muss.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.27 | 2.63 | 2.262 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Almut Woller: Transformation der Geschlechterverhältnisse in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37405-transformation-der-geschlechterverhaeltnisse-in-den-vereinigten-arabischen-emiraten_45566, veröffentlicht am 14.08.2014. Buch-Nr.: 45566 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken