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Petrus Han

Theorien zur internationalen Migration. Ausgewählte interdisziplinäre Migrationstheorien und deren zentralen Aussagen

Stuttgart: Lucius & Lucius 2006 (Uni-Taschenbücher 2814); IX, 300 S.; kart., 19,50 €; ISBN 978-3-8252-2814-9
Han hat ein Grundlagenbuch der Migrationstheorien für Studierende, thematisch Interessierte und Politiker verfasst und bietet damit „einen Zugang zu den wichtigsten Quellentexten der Migrationstheorien unterschiedlicher Fachdisziplinen“ (3). Vorgestellt werden 13 Monografien, die Han kenntnisreich einleitet und komprimiert zusammenfasst. Aus der Geschichte der Migrationsforschung ergibt sich dabei eine fast chronologische Abfolge der Theorien, deren zeitgeschichtlichen Entstehungskontext Han zusätzlich in einem zusammenfassenden Abschlussbeitrag herausstellt. In den sechs Kapiteln werden die Assimilations- und Absorptionstheorie vorgestellt, die Theorie des ethnischen Pluralismus, die Theorien zur Migration der Frauen, die Theorie zum Transnationalismus und zu Transmigranten, die Theorien aus der Wirtschaftswissenschaft sowie drei Theorien, die die Welt als ein einziges und umfassendes Wirtschaftssystem thematisieren. Die historischen Fakten, die mit diesen Theorien zu verknüpfen sind, dürften „in ihrem realen und teilweise inhumanen Ausmaß bisher kaum bekannt sein“ (6), schreibt Han. Deutlich wird, dass die Herrschenden die religiöse, rassische, ethnische, kulturelle, nationale und geschlechtliche Zugehörigkeit der Menschen als Legitimationsgrundlage der Ausbeutung nutzten und Migranten Rechte verwehrten. Dies trifft auch auf die USA zu, die in diesem Band einen zentralen Platz einnehmen. Denn während die Geschichte der Migration so alt wie die Menschheit selbst ist, steht die Theoriebildung in einem engen Kontext zur Geschichte der USA als Einwanderungsland. Dort entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts zuerst die Assimilationstheorie – und diese Betrachtung der Migration allein aus dem Blickwinkel des Einwanderungslandes hatte lange Bestand. Erst mit der Wahrnehmung beispielsweise der zwischen ihrer Heimat und den USA pendelnden Puertoricaner als Transmigranten vollzog sich ein Perspektivwechsel zugunsten des Migranten. Für die Zukunft erwartet Han je eigene Migrationssysteme der regionalen Gemeinschaften (u. a. EU, GUS oder ASEAN), die sich nach außen eher abschotten werden.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.42 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Petrus Han: Theorien zur internationalen Migration. Stuttgart: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/27099-theorien-zur-internationalen-migration_31643, veröffentlicht am 27.03.2008. Buch-Nr.: 31643 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken