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Frank Moshövel

Theorien des Wählerverhaltens im Vergleich. Zum Nutzen ökonomischer Ansätze in der Wahlsoziologie

Online-Publikation 2004 (http://diss.ub.uni-duesseldorf.de/ebib/diss/show?dissid=825); 236 S.
Soziolog. Diss. Düsseldorf; Gutachter: M. Baurmann, P. H. Hartmann. – Warum geht ein Bürger wählen, obwohl sein individuelles Votum auf das Wahlergebnis keinen Einfluss hat? Moshövel geht davon aus, dass dieses „Wahl- oder Nichtwählerparadox“ (7) mit modernen ökonomischen Theorien wie Rational Choice nicht zufrieden stellend analysiert werden kann. Vor allem das zunehmend unberechenbare Wahlverhalten erscheine nicht (ausschließlich) als eine bewusste rationale Entscheidung. Deshalb sei eine „grundlegende Unterschiedlichkeit zwischen Wirtschaft und Politik“ (164) festzustellen. Da anders als bei wirtschaftlichen Entscheidungen Nutzen und Kosten einer Wahlentscheidung für den einzelnen Wähler nur „schwer antizipierbar“ (166) seien, fügt der Autor das ökonomische Modell mit einem soziologischen Handlungsrahmen auf der Grundlage der expressiven Theorie von Geoffrey Brennan und Loren Lomasky zusammen. Davon ausgehend, dass nicht nur das Wahlergebnis nicht individuell zu beeinflussen ist, sondern überdies eine Entscheidung für ein Kollektivgut (das Wohl der Wählerschaft) zu treffen sei, seien Faktoren zur Erklärung des Wahlverhaltens – und der Medienwirkung der Politiker – hinzuzuziehen, die die Rational-Choice-Theorie außer Acht lasse: „Macht, Konflikt, Konsens, Normen, Moral“ (168). Die Wahlhandlung erklärt der Autor auf dieser Grundlage zu einem „Selbstzweck“ (177), einem modernen Luxus. Dennoch geschehe dieser nicht grundlos. Neben der Absicht, ein politisches Votum abzugeben, artikuliere sich der Wähler mit der Teilnahme an der Wahl vor anderen Menschen und vor sich selbst – zugespitzt hieße das, dass der Wähler mit der Wahl ein idealisiertes Selbstporträt als „ein vorbildlicher Demokrat“ (185) von sich zeichnet.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 5.45 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Frank Moshövel: Theorien des Wählerverhaltens im Vergleich. 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/23410-theorien-des-waehlerverhaltens-im-vergleich_26861, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 26861 Rezension drucken