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Andreas Antić / Eva Hausteiner / Jakob Huber / Sebastian Huhnholz / Daniel Jacob / Angela Marciniak / Cord Schmelzle / Thorsten Thiel / Maike Weisspflug (Hrsg.)

Theorieblog Jahrbuch 2010-2015

Berlin: epubli 2015; XIX, 527 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-7375-4305-7
Der Band, der die ersten fünf Jahre des politiktheoretischen Blogs „theorieblog.de“ dokumentiert, ist nicht so sehr inhaltlich interessant – alle Beiträge wurden bereits einmal veröffentlicht und sind im Netz immer noch verfügbar. Noch dazu decken sie ein denkbar heterogenes Themenspektrum ab, denn in fünf Jahren kommt einiges an politiktheoretischer Debatte zusammen. Wesentlich spannender als die – zweifelsohne gehaltvollen – Inhalte ist die Tatsache, dass es den Band überhaupt gibt. „Am Anfang stand eine lose Idee, so ambitioniert wie vage“, schreibt das Redaktionsteam in seiner Einleitung: „Wir wollten den Austausch innerhalb unserer Disziplin der Politischen Theorie verdichten und eine Schnittstelle zu der an akademischen Fragen interessierten politischen Öffentlichkeit schaffen.“ (XV) Dass aus dieser vagen Idee mittlerweile eine beispielhafte Online‑Plattform disziplinübergreifender und zeitgemäßer Wissenschaftskommunikation geworden ist, steht außer Frage. Was irritiert, ist das entschiedene „Jein“, wie es das Redaktionsteam auf die Mutmaßung formuliert, die analoge Buchform sei einem Streben nach „Reputation und Zitierfähigkeit“ (XIX) geschuldet. Dass das Buch nur der eigenen Überraschung über die bisherige Bandbreite publizierter Themen oder der umständlichen Recherche über das Suchfenster auf der Seite geschuldet sei, überzeugt als Antwort denkbar wenig. Könnte es vielmehr sein, dass sich die Politikwissenschaft als Disziplin – und besonders vielleicht die Teildisziplin der Politischen Theorie – noch immer nicht entschieden hat, wie sie es denn mit dem Online‑Publizieren halten will, gerade wenn damit auch die Frage nach der Wertigkeit solcher Texte auf Publikationslisten und bei der Vergabe von Stellen zusammenhängt? Dass Nachwuchswissenschaftler_innen, die den „theorieblog“ ja maßgeblich tragen und die nachweislich in der Lage sind, beeindruckende inhaltliche und argumentative Positionen zu vertreten, sich doch wieder auf das Buch als Publikationsformat besinnen, zeigt deutlich: Online‑Publizieren ist in der Teildisziplin nach wie vor nicht angekommen. Das ist schade, denn damit verharrt die Politische Theorie auf einem kommunikativen Stadium, das sie in den Schatten einzelner Öffentlichkeitssprecher – wie Rainer Schmalz‑Bruns sich in Duisburg bezeichnete – stellt. Will die Politische Theorie, die, wie die gesamte Politikwissenschaft auf dem Duisburger DVPW‑Kongress, ihre mangelnde öffentliche Wahrnehmung beklagt hat, jedoch Gehör finden und in die öffentliche Debatte eintreten, dann wird sie sich neuen medialen Formaten – wie dem „theorieblog“, der zu zeitgemäßer, aktueller und öffentlich breit wahrnehmbarer Intervention nachweislich fähig ist – noch viel weiter öffnen müssen.
{LEM}
Rubrizierung: 5.15.425.415.462.2 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Andreas Antić / Eva Hausteiner / Jakob Huber / Sebastian Huhnholz / Daniel Jacob / Angela Marciniak / Cord Schmelzle / Thorsten Thiel / Maike Weisspflug (Hrsg.): Theorieblog Jahrbuch 2010-2015 Berlin: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39397-theorieblog-jahrbuch-2010-2015_47390, veröffentlicht am 18.02.2016. Buch-Nr.: 47390 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken