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Grzegorz Kosc / Clara Juncker / Sharon Monteith / Britta Waldschmidt-Nelson (Hrsg.)

The Transatlantic Sixties. Europe and the United States in the Counterculture Decade

Bielefeld: transcript Verlag 2013 (America: Culture – History – Politics 4); 322 S.; 35,99 €; ISBN 978-3-8376-2216-4
Die 1960er‑Jahre waren in vielen westlichen Staaten ein Jahrzehnt tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderungen. Im kollektiven Gedächtnis hat der Vietnamkrieg für die transnationale Mobilisierung von Protesten eine herausgehobene Stellung; ebenso gilt dies für die Musik dieses Jahrzehnts: Die Wirkung Bob Dylans, der Beatles und anderer zeigt sich maßgeblich auch jenseits der Kultur‑ und Musikindustrie, wie etwa die Hippie‑Bewegung und der „Summer of Love“ illustrieren. „The counterculture provided at least a moment of heroic mobilization against Vietnam, racism, repressive sexual codes, and conformity. ‚Make Love, Not War’ seemed the best way to fix society“ (152), wie der Historiker Russell Duncan in seinem themenübergreifenden Aufsatz zur transatlantic counterculture der 1960er‑Jahre erklärt. Eine solche Sturm‑und‑Drang‑Phase lädt nun bisweilen zu rückblickender Verklärung ein – und auch mancher Beitrag des Bandes weist eine gewisse Romantisierung auf, wo man sich mehr wissenschaftliche Distanz gewünscht hätte. Doch erfreulicherweise kreisen die Beiträge mehrheitlich nicht um nostalgische Aspekte. Der interdisziplinäre Sammelband, der vierte Teil der Reihe „America: Culture – History – Politics“, bündelt Expertisen von Literaturwissenschaftlern, Historikern, Kultur‑ sowie Politikwissenschaftlern aus den USA und aus verschiedenen europäischen Ländern. Enthalten sind Beiträge zu transatlantischen Austausch‑ und Wechselwirkungsprozessen in Politik und Kultur: von Großbritannien über (West‑)Deutschland bis Skandinavien; von polnischer Literatur bis zur italienischen Kunst. Ein Kernaspekt ist dabei die Vorreiterrolle der US‑amerikanischen Bürgerrechtsbewegung für ähnliche Bestrebungen anderer Minderheiten – auch, wenn diese nicht in jedem Fall erfolgreich waren: „While activists failed to achieve a fundamental restructuring of society, especially regarding class and income distribution, they paved the way for many social changes and for a new counterculture” (7), wie die Herausgeber in ihrer Einleitung festhalten. Der beschriebene Mentalitätswandel – als transatlantisches Phänomen – in verschiedensten Gesellschaftsbereichen, so der zweite zentrale Gedanke des Bandes, entfaltete seine Wirkung nicht nur über geografische Entfernungen, sondern auch über den Zeitraum dieses Jahrzehnts hinaus. Bis heute zeigt sich dies in Bestrebungen zur noch immer nicht vollständig umgesetzten Gleichberechtigung gesellschaftlicher Gruppen – sei es dies‑ oder jenseits des Atlantiks.
Frank Kaltofen (FK)
Politikwissenschaftler, Promotionsstudent, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.23 | 2.61 | 2.64 | 2.35 | 2.313 Empfohlene Zitierweise: Frank Kaltofen, Rezension zu: Grzegorz Kosc / Clara Juncker / Sharon Monteith / Britta Waldschmidt-Nelson (Hrsg.): The Transatlantic Sixties. Bielefeld: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36864-the-transatlantic-sixties_45219, veröffentlicht am 13.03.2014. Buch-Nr.: 45219 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken