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Janina Johannsen

The EU's Comprehensive Approach to Crisis Management. Premises, Ambitions, Limits

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2011 (Demokratie, Sicherheit, Frieden 204); 399 S.; brosch., 69,- €; ISBN 978-3-8329-6953-0
Geschichtswiss. Diss. Hamburg; Begutachtung: G. Clemens, A. Herzig. – Das Ende des Ost-West-Konfliktes und der Untergang der Sowjetunion führten zu einem gewaltigen Machtgewinn des Westens. Wirtschaftliche Sanktionen und militärische Interventionen wurden möglich, die in der bipolaren Weltordnung wirkungslos geblieben wären oder aber angesichts des (atomaren) Vetos der Sowjetunion nicht einmal in Betracht gezogen werden konnten. Ideologisch ummantelt war das erstarkte militärische Selbstbewusstsein vom Glauben an ein nahes, weltumspannendes und friedvolles Ende der Geschichte im Zeichen von liberaler Demokratie und Kapitalismus. Dieses hoffnungsvolle Narrativ wurde jedoch bald durch neue Krisen, ethnisch motivierte Bürgerkriege, Gewaltökonomien und einen religiös fundierten Terrorismus erschüttert. Rein militärische Reaktionen auf die neuen Kriege versprachen wenig Aussicht auf Erfolg, rein zivile Antworten erschienen naiv und unverantwortlich. Es galt neue Sicherheitsstrategien zu entwickeln, damit die neuen Handlungsfreiheiten genutzt werden konnten, um einen nachhaltigen und umfassenden Sicherheitsbegriff zu verwirklichen. Die Europäische Union setzt dazu seit einigen Jahren auf einen sogenannten umfassenden Ansatz im Krisenmanagement. Diesem Politikansatz, seiner Entstehung, seinen konkreten Inhalten, seinen Zielsetzungen und seinen Grenzen widmet sich Johannsen in diesem Buch. Ihr geschichtswissenschaftlicher Blickwinkel macht zunächst deutlich, dass die Schwierigkeiten, das Konzept zu definieren und umzusetzen, nur vor dem Hintergrund des gesamten europäischen Integrationsprozesses verstanden werden können. So scheitert die Koordination der unterschiedlichen europäischen Institutionen, die an einem wirklich umfassenden Ansatz beteiligt sein müssten, an der Pfadabhängigkeit des Drei-Säulen-Modells. Vor dem Hintergrund der Analyse des europäischen Krisenmanagements in der Demokratischen Republik Kongo von 2003 bis 2009 schlussfolgert Johannsen, dass zwischen der Selbstbeschreibung der EU, durch den umfassenden Ansatz ein machtvoller Sicherheitsakteur zu werden, und der Realität bis hierhin eine weite Lücke klafft. Diese wird angesichts der institutionellen Vielstimmigkeit schwer zu schließen sein.
Marius Hildebrand (HIL)
M. A., Politikwissenschaftler, Doktorand, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 3.6 | 2.67 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Marius Hildebrand, Rezension zu: Janina Johannsen: The EU's Comprehensive Approach to Crisis Management. Baden-Baden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34861-the-eus-comprehensive-approach-to-crisis-management_41905, veröffentlicht am 19.04.2012. Buch-Nr.: 41905 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken