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Marie-Janine Calic / Dietmar Neutatz / Julia Obertreis (Hrsg.)

The Crisis of Socialist Modernity. The Soviet Union and Yugoslavia in the 1970s

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2011 (Schriftenreihe der Frias School of History 3); 230 S.; 36,95 €; ISBN 978-3-525-31042-7
Die Sowjetunion und Jugoslawien starteten zum Zeitpunkt ihrer Gründung mit vergleichbaren Ausgangsvoraussetzungen und Herausforderungen. Zuvorderst musste die agrarische Dominanz durch eine industriell ausgerichtete Wirtschaft abgelöst werden. Gleichzeitig galt es den „Neuen Menschen“ zu erziehen und die sozialistische Veredelung voranzutreiben. Der Weg der sozialistischen Modernisierung, nicht verstanden als normative Kategorie, sondern als Spielart des industriellen Modernisierungsprozesses, wird in diesem überzeugenden Sammelband beleuchtet. Die Autoren diskutieren dabei vorrangig die während der sozialistischen Modernisierung entstandenen wesentlichen Krisen und die Reaktion der politischen Führung in der Sowjetunion und Jugoslawien. Die einzelnen Beiträge liefern ein vielschichtiges und analytisch präzises Bild beider Länder, das sowohl die Beziehung zu anderen sozialistischen Staaten als auch die Vorgeschichte und weitere Entwicklung im Blick behält. Die Autoren fokussieren grundsätzlich vier Bereiche. Erstens die Ökonomie: Die sozialistische Planwirtschaft führte zu strukturellen Produktions- und Versorgungsproblemen, die sowohl von der Bevölkerung als auch von der politischen Führung als solche wahrgenommen wurden. Zweitens die Kultur: Das sozialistische Alltagsleben geriet durch die Kenntnis westlicher Lebensweisen (in Jugoslawien zusätzlich auch durch Reisefreiheit) unter Druck und sorgte für massiven Unmut in der Bevölkerung. Drittens nationalistische Tendenzen und die versuchte Integration: Obgleich in der sozialistischen Theorie nationalistisches Denken überwunden werden soll, können Jörn Happel und Aleksandar Jakir herausstellen, dass in der Sowjetunion und Jugoslawien Anfang der 70er-Jahre eine nationale Bewegung entstand, die das identitätsstiftende Moment der internationalen sozialistischen Gemeinschaft zutiefst erschütterte. Viertens die außenpolitischen Herausforderungen: Insbesondere Ragna Boden macht in ihrem Beitrag deutlich, dass die außenpolitischen Entwicklungen der Sowjetunion in den 70er-Jahren keineswegs stagnierten, wie vielfach angenommen wird, sondern sehr wohl turbulent und ereignisreich waren.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.25 | 2.61 | 2.62 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Marie-Janine Calic / Dietmar Neutatz / Julia Obertreis (Hrsg.): The Crisis of Socialist Modernity. Göttingen: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34164-the-crisis-of-socialist-modernity_40979, veröffentlicht am 22.12.2011. Buch-Nr.: 40979 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken