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Šárka Waisová

The Burden of Choice. Czech Foreign Policy between Principles and Interests

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2012; 184 S.; 36,80 €; ISBN 978-3-631-63157-7
Die Außenpolitik von Nationalstaaten ist geprägt von nationalen Sicherheitsinteressen und Machtkalkülen – so lässt es sich zumindest immer wieder beobachten. šárka Waisová stellt die These auf, dass solch eine Realpolitik zwar auch die Außenpolitik Tschechiens kennzeichnete, diese jedoch eine Transformation durchlief, wodurch ein „alternative national interest“ (26) entstand. Darunter versteht die Autorin die Inklusion anderer, auch außerhalb der Staatsgrenzen lebender Betroffener in die außenpolitischen Entscheidungen eines Staates. Voraussetzung dafür sei, dass der Staat die Rechte aller Menschen der internationalen Gemeinschaft anerkenne und Außenpolitik nicht nur als Ziel zur Stärkung der eigenen politischen und ökonomischen Macht verstehe. Solch ein alternatives nationales Interesse führe dann zu einer „ethical foreign policy“ (12) – einer Außenpolitik, die sich an moralischen Normen orientiere und zur Umsetzung dafür internationale und multilaterale Kooperation eingehe, internationales Recht befürworte und sich diesem, falls nötig, unterordne. Im ersten Teil des Buches beleuchtet die Autorin die Ursachen dieses Wandels der tschechischen Außenpolitik. Die Abkehr von einem realpolitischen Kurs ist danach durch vier Faktoren begünstigt worden: Erstens seien die sozialen, ökonomischen und politischen Veränderungen in Tschechien seit 1989 und zweitens ein Wandel im Hinblick auf die Präferenzen, Ideologien und Identitäten der formellen und informellen politischen Akteure in der tschechischen Außenpolitik in Form von postmateriellen Werten ausschlaggebend. Zudem seien drittens das Erbe der tschechischen Dissidenten und deren Einfluss auf die Außenpolitik bedeutsam. Und schließlich benennt die Autorin als relevanten Faktor die Transformation des internationalen Systems und die neue internationale Umgebung, in die Tschechien integriert worden sei. Diese werde nämlich nun von der „liberal community of the EU“ (13) bestimmt. Der zweite Teil beschäftigt sich mit den konkreten moralischen Prinzipen der tschechischen Außenpolitik. Waisová diskutiert diese anhand von vier Fallbeispielen, eines davon sind etwa die Menschenrechte. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die tschechische Außenpolitik als ethisch bezeichnet werden kann, da das nationale Interesse meistens mit ethischen Prinzipien korrespondiert.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.22 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Šárka Waisová: The Burden of Choice. Frankfurt a. M. u. a.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35702-the-burden-of-choice_43113, veröffentlicht am 07.03.2013. Buch-Nr.: 43113 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken