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Karen Antonia Schaefer

Temporäre Migration – Ein Weg für Europa?

Online-Publikation 2011 (http://darwin.bth.rwth-aachen.de/opus3/volltexte/2011/3498/pdf/3498.pdf); 215 S.
Wirtschaftswiss. Diss. TH Aachen; Begutachtung: O. Lorz, P. Harms. – Das Thema illegale Einwanderung steht seit geraumer Zeit auf der politischen Agenda der Europäischen Union. Da die Versuche, illegal in die EU zu gelangen, nicht abreißen, hat sich Brüssel dafür entschieden, nicht ausschließlich auf die verschärfte Sicherung und den „Verschluss“ der Außengrenzen, sondern verstärkt auf eine zeitlich limitierte, legale Einwanderung zu setzen. Mit dieser Strategieänderung verfolgt die Europäische Union zwei Ziele: Erstens sollen illegale Einwanderungsversuche durch eine attraktivere Alternative eingedämmt werden. Zweitens wird es Migranten ermöglicht, für eine bestimmte Zeit in Europa zu arbeiten, dann aber mit dem erlernten Know-how und einem angesparten Teil des verdienten Geldes wieder in ihr Heimatland zurückzukehren und es unterstützen zu können. Dieses neue Konzept und seine umsetzbare Gestaltung ist das „zentrale Thema“ (3) in Schaefers Untersuchung, ohne dass sie es unter einer konkreten Fragestellung bearbeitet. Die Autorin rekonstruiert zunächst die Migrationsentwicklung – hier speziell die Flüchtlingsströme an der Mittelmeergrenze – sowie die politischen Maßnahmen erstens vonseiten einzelner europäischer Nationalstaaten und zweitens vonseiten der EU zur Reduzierung der illegalen Einwandererzahlen. Nach einer kurzen Vorstellung der Forschungsdebatte über Migration schlägt Schaefer eine EU-Einwanderungspolitik vor, die sich aus einer Kombination von temporärer und selektiver Migration ergibt. Die temporäre Migration beinhaltet ein zeitlich befristetes Visum sowie eine Prämienzahlung bei fristgerechter Ausreise und wird durch Handlungsvorschläge an die EU ergänzt, die Schaefer auf Grundlage ökonomischer Modellrechnungen erstellt. Die selektive Migration ist bereits von der EU durch die Blue Card umgesetzt und wird von der Autorin noch um einen Bleibeanreiz erweitert. In ihrer recht knappen Arbeit betrachtet sie die Einwanderungsfrage ausschließlich von einem ökonomischen Blickwinkel aus, durch den Migranten vorrangig unter Nützlichkeitsaspekten diskutiert werden. Dies drückt sich auch in einer für Politologen zum Teil befremdlich ausnehmenden Sprache aus, die in Anbetracht des Themas sorgfältiger hätte gewählt werden sollen. So spricht Schaefer vom „Kapitalmarktzugang“ als einer hilfreichen „Migranteneigenschaft“ (152) oder von „Bestände[n] an illegaler Bevölkerung“ (5), denen es auch möglich ist „sich auf alle Mitgliedsländer der EU zu verteilen und sich dort mit Personen zu mischen [sic!]“ (2).
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 3.5 | 4.42 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Karen Antonia Schaefer: Temporäre Migration – Ein Weg für Europa? 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34715-temporaere-migration--ein-weg-fuer-europa_41726, veröffentlicht am 09.02.2012. Buch-Nr.: 41726 Rezension drucken