Das Grundgesetz-Jubiläum 2009 hat eine Flut von Veranstaltungen und Veröffentlichungen ausgelöst. Besonders herauszustellen ist die Vorlesungsreihe „60 Jahre Grundgesetz – Verfassung mit Anspruch und Wirklichkeit” im Wintersemester 2008/09 an der Universität Karlsruhe. Sie stand unter vier Leitgedanken: Demokratie ist kein Geschenk, sondern eine kontinuierliche zivilgesellschaftliche Aufgabe; Demokratie bedarf einer Balance von Verfassungsnorm und politischer Wirklichkeit; Demokratie braucht einen unantastbaren Verfassungskern; Demokratie bedarf einer verfassungsgestützten Gewährleistungsverantwortung der Politik. Unter diesen Leitlinien referierten u. a. Juristen (darunter Hans-Jürgen Papier, von 2002 bis 2010 Präsident des Bundesverfassungsgerichtes) und Politiker, wie Wolfgang Schäuble. Eröffnet wird der Band mit einem Grundsatzbeitrag von Papier („Verfassung und Verfassungswandel”). Es folgen 16 Beiträge zu fünf Themenfeldern: „Grundprinzipien und Veränderungsprozesse“, „Freiheit contra Sicherheit?“, „Herausforderung Migration“, „Das Grundgesetz im internationalen Kontext“, „Menschenrechte global“. Das Fazit wird bereits im einleitenden Beitrag formuliert: „Das Grundgesetz ist in guter Verfassung und es ist eine gute Verfassung. Gleichwohl ist es notwendig, über die vorhandenen Strukturen der Verfassungsordnung nachzudenken” (25), so Papier. Im Mittelpunkt dieses Nachdenkens sieht er besonders die Stärkung des Parlaments und des demokratischen Engagements in der Bevölkerung.