60 Jahre Bonner Grundgesetz – eine geglückte Verfassung?
Der Sammelband ist aus einer Ringvorlesung an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn im Sommersemester 2009 hervorgegangen, schließt aber auch Beiträge von Politikern bzw. Politikwissenschaftlern mit ein, wie etwa von Jürgen Rüttgers, Wolfgang Schäuble oder Hans-Peter Schwarz. Letzterer untersucht dabei das Scheitern der Bundeskanzler aufgrund eines „Putsches in der Kanzlerpartei“, eines „Koalitionsbruchs“ (30), der Attraktivität der Opposition, von Wahlniederlagen oder der eigenen (politischen) Persönlichkeit. Bei den juristischen Beiträgen ergeben sich vor dem Hintergrund des Grundgesetz-Jubiläums zahlreiche historische Bezüge und staats-/verfassungstheoretische Perspektiven, insbesondere zu folgenden Themen: „Grundrechtskonzeption des Parlamentarischen Rates“ (9), „Wehrhafte Demokratie“ (65), „Demokratie ohne Volksabstimmung“ (117), „Grundgesetz und Europäische Union“ (139), „Kirchen und das Grundgesetz“ (151) sowie „Das Grundgesetz als ‚Exportgut’“ (173). Andreas Voßkuhle untersucht „Stabilität, Zukunftsoffenheit und Vielfaltssicherung“ als „‚Quellcodes’ für das Bundesverfassungsgericht“ (97), die „in einem gewissen Spannungsverhältnis" (115) zueinanderstehen und deren „angemessene Zuordnung [... letztlich] von dem Judiz der einzelnen Richterinnen und Richter ab[hängt]“ (116). Stellenweise gerät der Band wegen des Anlasses der „geglückten Verfassung“ etwas „staatstragend“, gibt aber zu den ausgewählten Themengebieten auch immer wieder eine über die engere juristische Perspektive weit hinausgreifende und anregende Tour d’Horizon. Daher ist er durchaus für Politikwissenschaftler von besonderem Interesse, die sich mit dem Grundgesetz beschäftigen.