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Nicolas Hayoz / Leszek Jesień / Daniela Koleva (Hrsg.)

20 Years after the Collapse of Communism. Expectations, achievements and disillusions of 1989

Bern u. a.: Peter Lang 2011 (Interdisciplinary Studies on Central and Eastern Europe 9); 679 S.; 54,50 €; ISBN 978-3-0343-0538-9
Das zwanzigjährige Jubiläum der politischen Wende von 1989 wurde vielfach genutzt, um eine vorläufige Bilanz des Transformationsprozesses in den ehemaligen Ostblockstaaten zu ziehen. Der voluminöse Sammelband leistet dazu einen Beitrag in weitgespannter, vergleichender europäischer Perspektive und bezieht auch jene Länder ein, „in denen ,1989‘ einige Jahre später stattfand“ (9) – die Nachfolgestaaten Jugoslawiens etwa. Inhaltlich vermessen die 30 durchweg englischsprachigen Beiträge ein ebenso weites Feld. Sie beruhen auf dem 10. Osteuropa-Tag des Interfakultären Instituts für Ost- und Ostmitteleuropa an der Universität Fribourg/Schweiz im September 2009. Die Herausgeber arbeiten drei generelle Entwicklungslinien der Transformation heraus. Die erste wird als „forcierte Transformation“ (10) beschrieben und meint die Wandlungsprozesse in denjenigen Staaten, die schnell Mitglied in europäischen Institutionen wie dem Europarat und schließlich der Europäischen Union bzw. der NATO wurden. Die zweite wird als „verzögerte“ beziehungsweise „zum Stillstand gekommene Transformation“ (10 f.) bezeichnet und bezieht sich auf einen Großteil der Nachfolgestaaten Jugoslawiens. Die dritte Tendenz der „abgebrochenen“ bzw. „aufgegebenen Transformation“ (12) wird hauptsächlich Russland und Belarus, aber in Teilen auch der Ukraine zugeschrieben. Mit dem „demokratischen Modell“ der EU und dem „autokratischen Modell“ (13) Russlands werden zudem zwei Pole vorgestellt, zwischen denen sich zahlreiche Länder bewegen. Die einzelnen Beiträge differenzieren diese grobe Untergliederung dann weiter in drei thematischen Blöcken zur Frage unvollendeter Transformationen, zu Geschichtspolitik und Erinnerungskultur sowie zu Wertediskursen. Fallstudien zu einem einzelnen Land stehen neben Aufsätzen, die ein übergeordnetes Thema für mehrere Staaten in den Blick nehmen. Insgesamt wird aufgezeigt, dass sich zahlreiche Erwartungen von „1989“ (noch) nicht erfüllt haben – die europäische Politik steht hier weiter vor einer großen Herausforderung.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.612.22.222.232.243.6 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Nicolas Hayoz / Leszek Jesień / Daniela Koleva (Hrsg.): 20 Years after the Collapse of Communism. Bern u. a.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34800-20-years-after-the-collapse-of-communism_41836, veröffentlicht am 12.04.2012. Buch-Nr.: 41836 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken