Über Integration schreiben und streiten die Deutschen in einem beachtlichen Ausmaß. Kiyak liefert einen lesenswerten Beitrag zu diesem kaum mehr zu überblickenden Themenbereich. Die Journalistin führte intensive Interviews mit zehn Abgeordneten, die türkische Wurzeln haben und in der Kommunal-, Landes, Bundes- oder Europapolitik arbeiten. Bei der Lektüre der abgedruckten Gespräche sowie der jeweils einleitenden, szenischen und kommentierenden Ergänzungen Kiyaks erfährt der Leser nicht nur etwas über die Politiker als Menschen. Er wird darüber hinaus in die Lage versetzt, aus der Perspektive eines Deutsch-Türken die Integrationsdebatte zu betrachten – die so gesehen eher ermüdet als ereifert. Neben den dem breiteren Publikum bekannten Politikern wie Cem Özdemir oder Lale Akgün kommen auch weitgehend unbekannte Personen zu Wort. Diese Zehn für Deutschland zeichnen sich durch unterschiedliche Biografien, Motivationen und Ansichten aus. Die Zusammenstellung der Interviews ist aber mehr als eine beliebige, nett zu lesende Aneinanderreihung von Gesprächen mit „irgendwelchen“ Deutsch-Türken. Sie zeigt, dass es Vorbilder gibt, von denen es im Sinne gelingender Integration noch dringend mehr bedarf. Und noch ein anderer Schluss kann aus der Lektüre gezogen werden: Dass nicht die Suche nach vermeintlich repräsentativen Wortführern und Minderheiten-Lobbyisten als Gesprächspartner zu einer besseren Integration führt, sondern die Einbeziehung in das bestehende demokratische Parteiensystem, in dem deutsch-türkische Politiker nicht ständig über Kopftücher reden müssen, sondern auch über Mülltrennung oder Bürokratieabbau.