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Kálmán Kulcsár

Systemwechsel in Ungarn 1988 - 1990. Analysen und Erinnerungen des damaligen ungarischen Justizministers. Übersetzt von Anikó Vinzelberg. Hrsg. von Annerose Gündel

Frankfurt a. M.: Vittorio Klostermann 1997 (IUS COMMUNE, Sonderhefte 98); XXV, 379 S.; Ln., 138,- DM; ISBN 3-465-02869-4
Bereits 1994 in ungarischer Sprache veröffentlicht, behandelt der Band die unmittelbare Phase des Systemwechsels in Ungarn von Mitte 1988 bis zu den freien Wahlen im Frühjahr 1990. Der Verfasser, Justizminister in der Spätphase der Regierung Grósz und während der beiden Regierungen Németh, geht nach einer knappen Analyse der Regierungspolitik dieser Zeit vor allem auf drei zentrale Aspekte des Umbruchs ein: die - formalrechtlich in Gestalt mehrerer Wellen der Verfassungsänderung vorgenommene - Verfassungsgebung, die Schaffung eines rechtlichen Rahmens für den Übergang zur Marktwirtschaft sowie die juristische Aufarbeitung des Staatsunrechts der kommunistischen Zeit. Der Leser gewinnt dabei stellenweise interessante Einblicke in die Entscheidungsprozesse während der "verhandelten Revolution". Die Erinnerungen des früheren Justizministers, die eher den Ungarnkenner als den interessierten Laien ansprechen dürften, sind jedoch mit kritischem Blick zu lesen. Denn neben einem gehörigen Maß an Selbstgefälligkeit sind die politischen Intentionen des noch zur Zeit der Mitte-Rechts-Regierung geschriebenen Buches nicht zu übersehen, so etwa bei der zum Teil polemischen Kritik an den liberalen Parteien und ihrer Rolle im Systemwechsel.
Michael Edinger (ME)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Sonderforschungsbereich 580, Universität Jena (www.uni-jena/svw/powi/sys/edinger.html).
Rubrizierung: 2.62 | 2.2 | 2.24 Empfohlene Zitierweise: Michael Edinger, Rezension zu: Kálmán Kulcsár: Systemwechsel in Ungarn 1988 - 1990. Frankfurt a. M.: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/2398-systemwechsel-in-ungarn-1988---1990_3085, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 3085 Rezension drucken