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Marcus Eckelt

Syrien im internationalen System. Die Politische Ökonomie des syrischen Ba'th-Regimes vor und nach der doppelten Zäsur 1990

Berlin: Lit 2011 (Demokratie und Entwicklung 64); 139 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-643-11477-8
Im Gegensatz zu anderen arabischen Staaten, in denen im Zuge der „Arabellion“ ein Regimewechsel erkämpft wurde, ist der Ausgang des Bürgerkrieges zwischen dem Ba’th-Regime und der Opposition weiterhin unklar. Eckelt geht nicht auf diese aktuellen Entwicklungen ein, sondern fragt, welche Faktoren zu der 40-jährigen Stabilität des Ba’th-Regimes führten, obwohl das regionale und internationale Umfeld extrem instabil ist. Eckelt gliedert die Darstellung in drei Teile. Der erste Teil der Beschreibung der politischen, ökonomischen und sozialen Strukturen Syriens reicht bis zu den 1990er-Jahren. Hier wird u. a. die Machtübernahme der Ba’th-Partei unter Hafiz al-Assads analysiert, durch die sich Syrien nach langen Unruhen stabilisieren konnte. Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Zeit in den 1990er-Jahren, während der dritte Teil die Entwicklung in Syrien seit 2000 mit dem Machtwechsel zu Bashar al-Assad beschreibt. Besonders die Außenpolitik Syriens – und nicht zuletzt die guten Beziehungen, die das Assad-Regime zum Westen pflegte – wie auch die Auswirkungen des internationalen Systems auf Syrien werden hervorgehoben. Ein Grund für die Stabilität des Regimes sei die erfolgreich institutionalisierte Staatlichkeit des Ba’th-Regimes, wozu z. B. der starke präsidiale Charakter, die Professionalisierung von Verwaltung und Armee sowie anderer skrupelloser Repressivorgane gehörten. Gleichzeitig sei es gelungen, das Militär aus der Tagespolitik zurückzudrängen, die Armeeführung in die Partei zu integrieren und das Aufkommen einer starken oppositionellen Bewegung zu verhindern, indem über verschiedene Politikmaßnahmen eine breite gesellschaftliche Unterstützung erreicht worden sei. Diese sei zudem durch die Inszenierung Syriens als einzigem arabischen Staat, der konsequent für die Durchsetzung palästinischer Rechte eintrete, verstärkt worden. Eckelt rechnet damit, dass die fortschreitende Umstellung auf eine kapitalistische Produktionsweise die Armut der Bevölkerung steigern werde, wodurch die Unterstützung der breiten Masse nachlasse. Aus diesem Grund sei mit einer Intensivierung der Repressionen zu rechnen. Auch wenn manche Faktoren einer noch gründlicheren Untersuchung unterzogen werden müssten, gelingt es Eckelt, zentrale Faktoren für die Stabilität des Regimes herauszuarbeiten, die es zu berücksichtigen gilt, wenn man die derzeitige Situation in Syrien kompetent einschätzen möchte.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.63 | 4.2 | 4.22 | 4.1 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Marcus Eckelt: Syrien im internationalen System. Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35379-syrien-im-internationalen-system_42633, veröffentlicht am 18.10.2012. Buch-Nr.: 42633 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken