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Jens Tenscher (Hrsg.)

Superwahljahr 2009. Vergleichende Analysen aus Anlass der Wahlen zum Deutschen Bundestag und zum Europäischen Parlament

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011; 320 S.; 39,95 €; ISBN 978-3-531-17139-5
Aus Anlass des Superwahljahres 2009 will der Kommunikationswissenschaftler Tenscher mit seinem interdisziplinären Sammelband „einen neuen Impuls setzen, indem […] die unterschiedlichen Facetten der Europa- und Bundestagswahlkämpfe 2009 unter jeweils ein und demselben Mikroskop betrachtet“ (22) werden. Dabei dient für alle Aufsätze die 1980 von Reif und Schmitt postulierte Nebenwahl-These als roter Faden. Dass sich daran die Autoren (in unterschiedlichem Maße) orientieren, verleiht dem Buch seinen besonderen Reiz. Der Frage, ob die Europawahlen auch 2009 nur „second order elections“ waren, wird aus drei verschiedenen Perspektiven nachgegangen. Dabei stehen die Parteien, die Medienberichterstattung und die „Resonanzen und Wirkungen der Kampagnen“ (245) im Mittelpunkt. Für alle drei Untersuchungsschwerpunkte wurden zahlreiche empirische Belege dafür gefunden, dass die Europawahl auch diesmal eine zweitrangige Abstimmung war. So ist „ein klarer Nebenwahlcharakter für die Europawahlprogramme aller Parteien“ (52) festzustellen. Außerdem berichteten die Medien abermals nur „auf niedrigem Niveau“ (252) über die Wahl zum Europäischen Parlament. Allerdings gebe es Ausnahmen: „Die Europawahl 2009 wurde in den deutschen Fernsehnachrichten im Vergleich zur Bundestagswahl 2009 nur in Teilaspekten deutlich als Nebenwahl behandelt“ (194). Auch an anderen Stellen wird deutlich, dass manches gegen die alleinige These der „second order elections“ spricht: „Bei den Europawahlkampagnen handelt es sich [...] in Bezug auf die individuell gemessene Intensität keineswegs um Wahlkämpfe zweiter Ordnung, was durchaus als kontraintuitives Ergebnis bezeichnet werden muss“ (145). Bei diesen Befunden ist aber, wie mehrfach im Buch angesprochen, zu berücksichtigen, dass 2009 wegen der Finanzkrise, der Großen Koalition auf Bundesebene und den zahlreichen Wahlen ein Spezialfall war. Für andere Jahre könnte es teilweise andere Ergebnisse geben, weshalb weitere Analysen erforderlich sind. Dafür bietet das Buch eine fundierte theoretische und empirische Basis.
Hendrik Träger (HT)
Dr., Politikwissenschaftler, Lehrkraft für besondere Aufgaben, Institut für Politikwissenschaft, Universität Magdeburg und Institut für Politikwissenschaft, Universität Leipzig.
Rubrizierung: 2.332 | 3.4 Empfohlene Zitierweise: Hendrik Träger, Rezension zu: Jens Tenscher (Hrsg.): Superwahljahr 2009. Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34022-superwahljahr-2009_40778, veröffentlicht am 18.08.2011. Buch-Nr.: 40778 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken