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Werner Vogt

Südafrika – eine Demokratie wird erwachsen. Geschichte, Gegenwart, Zukunft

Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung 2014; 176 S.; brosch., 31,- €; ISBN 978-3-03823-922-2
Einen „leicht lesbaren historischen Überblick“ (7) über Südafrika will Werner Vogt bieten, da es daran im deutschsprachigen Raum bisher gemangelt habe. Das fehlende Quellenverzeichnis und der in großer Schrift gedruckte Text vermitteln auf den ersten Blick, dass der Schweizer Journalist keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern ein Sachbuch präsentiert. Er war mehrere Jahre als Korrespondent der Neuen Zürcher Zeitung für die Region zuständig und entwickelte eine große Sympathie und Faszination für Land und vor allem Leute. Südafrikas Geschichte sei von Verdrängung geprägt, schreibt er. „Noch vor der Ankunft der Weissen vertrieben die Khoi Khoi (Hottentotten) die San (Buschmänner) von den fruchtbarsten Gebieten“ (36) – die unreflektierte Verwendung dieser rassistischen Begriffe aus der Kolonialzeit irritiert an dieser Stelle. Europäische Invasoren hätten gegen Einheimische und später Briten gegen Buren gekämpft, schließlich habe die Apartheid den perfiden Höhepunkt der Konfliktgeschichte dargestellt, schreibt Vogt. 1948 sei die Nationale Partei der Afrikaaner durch einen Wahlsieg an die Macht gekommen, die „die Idee einer konsequenten Rassentrennung zur Ideologie hochstilisierte und deren Umsetzung mit missionarischem Eifer betrieb“ (80). Als zentrale Figur nennt der Autor Hendrik Verwoerd, der während seines Studiums in Deutschland nationalistisches und völkisches Gedankengut kennengelernt habe, was seine Arbeit als „Minister für Eingeborenenfragen“ (81) und späterer Premierminister beeinflusst habe. 1989, nach langem Kampf gegen die Apartheid, habe der Staatspräsident und Hardliner Pieter Willem Botha aufgrund eines Herzinfarktes zurücktreten müssen (andere Chronisten sprechen im Gegensatz zum Autor von einem Schlaganfall). – Ein Ereignis, das man zwar „niemand[em] wünscht“, das aber doch „im Nachhinein als für den weiteren Verlauf der Geschichte positiv betrachtet werden“ (123) müsse, da auf Botha der rationale Reformer Frederik Willem de Klerk gefolgt sei. Letzterer habe politische Gefangene, inklusive Nelson Mandela, freigelassen und Parteiverbote aufgehoben. Dabei habe es sich um den Beginn eines zähen Prozesses gehandelt, der zum Ende der Apartheid geführt habe. Nach zwanzig Jahren Demokratie in Südafrika zieht Vogt eine gemischte Bilanz: Er lobt die Amtszeit Mandelas und kritisiert dessen Nachfolger Thabo Mbeki und Jacob Zuma, die vor allem durch Skandale und Korruptionsvorwürfe auffielen.
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Rubrizierung: 2.67 | 2.2 | 2.25 | 2.1 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Werner Vogt: Südafrika – eine Demokratie wird erwachsen. Zürich: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38588-suedafrika--eine-demokratie-wird-erwachsen_46207, veröffentlicht am 02.07.2015. Buch-Nr.: 46207 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken