Die Politolinguistik hat es wie alle interdisziplinären Ansätze nicht immer leicht, sich zu behaupten und ihren spezifischen Erkenntnisgewinn deutlich zu machen. Dabei ist die Tatsache, dass das Politische nicht zuletzt durch die Sprache der Politik strukturiert wird, längst ein Allgemeinplatz: Wir sprechen heute selbstverständlich vom politischen Diskurs, über politische Rhetorik und politische Kommunikation, zumeist jedoch ohne dabei direkt auf die Politolinguistik Bezug zu nehmen. Mit diesem Sammelband, der auf eine Tagung des Arbeitskreises „Linguistische Pragmatik“ (ALP) im Februar 2004 zurückgeht, wird dieser Kontext jedoch wieder ins Gedächtnis gerufen. Denn es war die Linguistik mit ihrer pragmatischen Wende in den 80er-Jahren, die den analytischen Rahmen für eine systematische und handlungstheoretische Integration der Sprache auch in die Sozialwissenschaften bereitgestellt hat. Auf die Politologie bezogen heißt dies, dass auch politisches Handeln vor allem als sprachliches Handeln zu analysieren ist und dass mit einem spezifisch politischen Sprachhandeln nicht nur Politik vermittelt, sondern bereits politisches Handeln realisiert wird. In dem Band werden politisch und politologisch relevante Themen unter Nutzung ganz unterschiedlicher pragmalinguistischer Ansätze und Methoden analysiert und kommentiert. Alle Beiträge weisen ein hohes Niveau auf und können insbesondere all jenen Politologen mit Interesse für Sprache, Kommunikation und politische Diskursanalyse unbedingt zur Lektüre empfohlen werden. Der unbestreitbare Erkenntnisfortschritt eines solchen tiefenscharfen sprachanalytischen Blicks auf das empirische Feld des Politischen wird ein wenig durch die wohl unvermeidliche Begleiterscheinung geschmälert, dass der innerdisziplinäre politologische Diskurs über Strategien politischer Kommunikation in einem so angelegten interdisziplinären Fokus ein wenig zu kurz kommt.