Riemer – Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlerin sowie Forscherin am österreichischen Institut für Strategie und Sicherheitspolitik der Landesverteidigungsakademie – beklagt, dass nach den Ereignissen vom 11. September 2001 häufig geopolitische, geostrategische, geoökonomische und geokulturelle Überlegungen angestellt wurden. Dabei seien mangelnde Kenntnisse in diesem Bereich und eine Oberflächlichkeit in der Argumentation deutlich geworden. Daher hat die Autorin es sich zur Aufgabe gemacht, hier Abhilfe zu schaffen. In Einzelbeiträgen – es handelt sich um einen Zusammenschnitt aus mehreren Forschungsprojekten und Veröffentlichungen aus mehreren Jahren – bietet sie „grundsätzliche Informationen zur Internationalen Ordnung, zu Geopolitik, Geostrategie, Geoökonomie und zu gesamtstrategischen Überlegungen“ (10). Neben theoretischen Aufsätzen wie zum Beispiel zum Begriff der viel zitierten strategischen Kultur umfasst der Reader auch praktisch-politische Texte etwa zum Vergleich des unterschiedlichen Strategieverständnisses zwischen den USA und Europa. Wichtig ist Riemer die Darlegung von „Begrifflichkeiten und grundsätzlichen Konzeptionen, um so auch einen Beitrag zu einer substantiellen akademischen und praktisch-politischen Diskussion zu leisten“ (11). Es sei der Sozialwissenschaft nicht gelungen, den politischen Entscheidungsträgern anwendbare Konzepte anzubieten. Dies habe zur Folge, dass ein Großteil der politischen Akteure auf Ereignisse lediglich reagiere, anstatt sie aktiv zu gestalten.