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Stalinismus – Systemumbruch – Geschichtspolitik. Eine Auswahl an Kurzrezensionen

04.07.2017
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Natalie Wohlleben, Dipl.-Politologin

Eugene Ivanov 800Illustration: Eugene Ivanov (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Eugene_Ivanov_800.jpg: CC BY-SA 4.0)

 

In Russland ist eine selektive und dabei vor allem politisch zielgerichtete Deutung der eigenen respektive der sowjetischen Geschichte zu beobachten, wie sich in einigen der hier vorgestellten Bücher zeigt. Ohne Stalin zu rehabilitieren, schreibt beispielsweise Anna Becker, werden Errungenschaften seiner Zeit (Industrialisierung, Sieg über Hitler‑Deutschland und Aufstieg der Sowjetunion zur Supermacht) wieder positiv hervorgehoben und dabei – mit Blick auf die Gegenwart, also auf Präsident Vladimir Putin – auch die Qualitäten einer starken Führungspersönlichkeit betont. Die stalinistischen Verbrechen werden tendenziell ausgeblendet und deren Aufarbeitung gar gestört oder unterbunden, wie die Menschenrechtsorganisation Memorial bei ihrer Arbeit immer wieder erfahren muss – seit 2012 müssen sich deren Mitarbeiter*innen sogar als „ausländische Agenten“ registrieren lassen. Zugleich werden politische Morde nicht aufgeklärt, wie die russische Historikerin Irina Scherbakowa im Oktober 2016 in einem Interview mit dem Deutschlandfunk kritisierte. Und werden doch die Mörder verurteilt, wie jüngst diejenigen des oppositionellen Politikers Boris Nemzow, bleiben die Hintergründe unklar.

Mit der hier zusammengestellten Literatur wird ein Bogen gespannt von den Anfängen der Sowjetunion über den Stalinismus bis hin zur Rezeption dieser Geschichte in der Gegenwart. Erste zeitgenössische Betrachtungen aus der Frühphase der Sowjetunion mögen die Zukunft noch offen erscheinen lassen, wie Arthur Koestlers „Von weißen Nächten und roten Tagen“. Die Analysen der Ära Stalin spiegeln dann die dunklen Seiten der kommunistischen Diktatur, die unter dessen Führung einen langen gewalttätigen Zenit erlebt. Während Simon Sebag Montefiore berichtet, wie es „Am Hof des roten Zaren“ zugeht, zeigt beispielsweise Jörg Baberowski in mehreren Studien die inneren Logiken und konkreten Formen von Stalins Herrschaft der Gewalt. Ihre Zuspitzung hat diese Gewalt mit dem Gulag erfahren, von Alexander Solschenizyn einst in Archipel Gulag eindrücklich beschrieben. Hier sei auf den bewegenden autobiografischen Bericht von Julius Margolin über seine „Reise in das Land der Lager“ hingewiesen, außerdem auf die hervorragende Studie „Der Gulag“ von Anne Applebaum sowie die Recherche über die „Die Insel der Kannibalen“ von Nicolas Werth. Dem Alltag in der stalinistischen Diktatur geht hingegen Orlando Figes in „Die Flüsterer“ nach.

Einen Überblick über diese Epoche bieten Autoren wie Archie Brown („Aufstieg und Fall des Kommunismus“), Orlando Figes („Hundert Jahre Revolution“) oder Alexander N. Jakowlew in „Ein Jahrhundert der Gewalt in Sowjetrussland“. Der ungarische Schriftsteller und Historiker György Dalos verabschiedet sich dann mit „Lebt wohl, Genossen!“ vom sowjetischen Imperium. In Russland aber ist es ein langsamer Abschied von der Vergangenheit, wie Elke Fein zeigt. Den – fast möchte man sagen: spontanen – Systemumbruch zeigen zum Beispiel Felix Jaitner in „Einführung des Kapitalismus in Russland“ und Jegor Gajdar in „Der Untergang eines Imperiums“. Während aber die Sowjetunion zerfällt, die Planwirtschaft abgeschafft wird und sich Russland eine neue Verfassung gibt, entwickelt die stalinistische Vergangenheit ein Nachleben und dient schließlich dem gegenwärtigen Präsidenten mehr und mehr als Legitimationsgrundlage bei der Verschiebung der politischen Koordinaten hin zu einem System mit autoritären Charakteristika.


Anne Applebaum

Der Gulag. Aus dem Englischen von Frank Wolf

Berlin: Siedler Verlag 2003; 734 S.; Ln., 32,- €; ISBN 3-88680-642-1
Die Lektüre dieses Buches ist zwar vielleicht etwas leichter zu verkraften als Solschenizyns „Archipel Gulag", da die Autorin nicht über eigene Erlebnisse berichtet. Das Entsetzen über den unmenschlichen Umgang mit den insgesamt geschätzten 18 Millionen Gefangenen der sowjetischen Arbeitslager und über die barbarische Zwangsumsiedlung von sechs Millionen Menschen in die kasachische Wüste oder die sibirische Taiga bleibt aber. Die US-amerikanische Journalistin Applebaum wendet sich mit ihrer umfa...weiterlesen


Jörg Baberowski

Der Feind ist überall. Stalinismus im Kaukasus

Stuttgart/München: Deutsche Verlags-Anstalt 2003; 882 S.; geb., 59,90 €; ISBN 3-421-05622-6
Geschichtswiss. Habilitationsschrift Tübingen; Gutachter: M. Hildermeier, D. Langewiesche, U. Sautter, M. Zimmermann. - In der „Begegnung mit unverstandenen Traditionen und Lebensverhältnissen erfuhren die Bolschewiki ihre Marginalität und ihre Isolation" (553), schreibt Baberowski, Professor für Osteuropäische Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin. In dieser Erfahrung sieht er die kulturellen Ursprünge des Stalinismus und des damit verbundenen Terrors. Baberowski analysiert die Entstehu...weiterlesen


Jörg Baberowski

Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt

München: C. H. Beck 2012; 606 S.; geb., 29,95 €; ISBN 978-3-406-63254-9
Die Menschen weinten, als Stalin starb. Warum waren sie nicht froh über den Tod des Gewalttäters? Dieses historische Phänomen scheint unverständlich. Für eine Erklärung aber bleibt in der eng an einem Argumentationsstrang ausgelegten Arbeit des Historikers Baberowski kein Raum, ebenso wenig wie dafür, dass die Sowjetunion trotz Bürgerkrieg, Terror und Krieg irgendwie funktionierte. Seine Perspektive ist allein durch das spätere, gegenwärtige Wissen über den Stalinismus bestimmt, den Baberowski a...weiterlesen


Jörg Baberowski / Robert Kindler (Hrsg.)

Macht ohne Grenzen. Herrschaft und Terror im Stalinismus

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2014; 223 S.; kart., 19,90 €; ISBN 978-3-593-50164-2
Der Stalinismus war eine der blutigsten Herrschaftsformen des 20. Jahrhunderts, ihm fielen Millionen von Menschen zwischen 1927 und 1953 zum Opfer. Der Despot war auf Furcht, Terror und Willkür angewiesen, um seine Herrschaft auszuüben, denn „die Allmacht ist zugleich die größte Schwäche der Despotie: Ohne die Erzeugung von Furcht und Schrecken könnte sie nicht überleben“ (7). Der Sammelband versammelt Vorträge, die zwischen 2011 und 2012 im Rahmen einer Ringvorlesung des Lehrstuhls Geschichte Osteuropas und der Bundesstiftung zur ...weiterlesen


Anna Becker

Mythos Stalin. Stalinismus und staatliche Geschichtspolitik im postsowjetischen Russland der Ära Putin

Berlin-Brandenburg: be.bra wissenschaft verlag GmbH 2016 (Diktatur und Demokratie im 20. Jahrhundert 2); 152 S.; pb., 19,95 €; ISBN 978-3-95410-036-1
Mit der Formulierung „Stolz statt Wahrheit“ (128) bringt Anna Becker die russische Geschichtspolitik der vergangenen fünfzehn Jahre auf den Punkt. Damit meint sie, dass der russische Staat mit Präsident Wladimir Putin an seiner Spitze als geschichtspolitischer Akteur bewusst den Mythos um den Diktator Josef Stalin politisch nutzt. Nur seine Errungenschaften (Industrialisierung, Sieg über Hitler‑Deutschland und Aufstieg der Sowjetunion zur Supermacht) werden ...weiterlesen


Archie Brown

Aufstieg und Fall des Kommunismus. Aus dem Englischen von Stephan Gebauer, Norbert Juraschitz, Hainer Kober und Thomas Pfeiffer

Berlin: Propyläen Verlag 2009; 938 S.; geb., 29,90 €; ISBN 978-3-549-07293-6
„Als alternatives Konzept zur Organisation der menschlichen Gesellschaft war der Kommunismus ein entsetzlicher Fehlschlag“ (821), resümiert der britische Historiker Brown am Ende seiner großartigen, zeitlich wie räumlich umfassenden Darstellung. Zwar sieht er die Ideen, die zur kommunistischen Theorie führten, tief in der europäischen Geistesgeschichte verwurzelt. Aber den geistigen Vätern des Kommunismus, Marx und Engels, bescheinigt er eine gravierende Fehleinschätzung: Die Annahme...weiterlesen


György Dalos

Gorbatschow. Mensch und Macht. Eine Biographie. Deutsche Bearbeitung von Elsbeth Zylla

München: C. H. Beck 2011; 288 S.; 19,95 €; ISBN 978-3-406-61340-1
Michail Gorbatschow ist als Figur der Zeitgeschichte gerade für uns Deutsche immer noch von großem Interesse. Was hat den letzten Generalsekretär der KPdSU in den ausgehenden 80er-Jahren bewogen, nicht nur im Inneren der Sowjetunion für eine Phase demokratischer Offenheit zu sorgen („Glasnost“, „Perestroika“), sondern auch die diktatorischen Regime des Ostblocks nicht länger zu unterstützen? War Michail Gorbatschow eher ein „Getriebener“ oder ein „Treibe...weiterlesen


György Dalos

Lebt wohl, Genossen! Der Untergang des sowjetischen Imperiums. Hrsg. von Christian Beetz und Oliver Mille

München: C. H. Beck 2011 (Beck'sche Reihe 1996); 174 S.; brosch., 14,95 €; ISBN 978-3-406-62178-9
Als das sowjetische Raumschiff Sojus und eine US‑amerikanische Apollo‑Raumfähre 1975 im All aneinandergekoppelt wurden, erinnert György Dalos, konnten die Kosmonauten und Astronauten auf eine Erdkugel hinabschauen, auf der „der Weltkommunismus seine höchste Ausdehnung erreicht hatte“ (7) – und wohl niemand hätte sich damals vorstellen können, dass dieses Riesenreich nur 14 Jahre später in sich zusammenfallen würde. In der Rückschau allerdings ist es nicht verwunderl...weiterlesen


Elke Fein

Rußlands langsamer Abschied von der Vergangenheit. Der KPdSU-Prozeß vor dem russischen Verfassungsgericht (1992) als geschichtspolitische Weichenstellung. Ein diskursanalytischer Beitrag zur politischen Soziologie der Transformation

Würzburg: Ergon 2007 (Spektrum Politikwissenschaft 38); XX, 695 S.; kart., 78,- €; ISBN 978-3-89913-561-9
Politikwiss. Diss. Bremen; Gutachter: W. Eichwede, F. Nullmeier. – Im November 1991 verbot der damalige russische Präsident Jelzin die Kommunistische Partei. Diesem Verbot folgte eine juristische Auseinandersetzung, der die Autorin eine außerordentliche Bedeutung zuspricht für den Transformationsprozess, die Entwicklung der politischen Kultur und die heutige Ausformung einer fehlerhaften Demokratie. Diese Schwerpunktsetzung ist insofern bemerkenswert, als die Kommunisten gegenwärtig in der...weiterlesen


Orlando Figes

Hundert Jahre Revolution. Russland und das 20. Jahrhundert. Aus dem Englischen von Bernd Rullkötter

Berlin: Hanser 2014; 383 S.; 26,- €; ISBN 978-3-446-24775-8
Die Geschichte Russlands im 20. Jahrhundert als eine andauernde Revolution zu beschreiben, mag auf den ersten Blick wenig plausibel erscheinen. Der Historiker Orlando Figes hat jedoch für diese Betrachtungsweise seine Gründe. Die russische Revolution habe im Jahr 1891 begonnen, als im zaristischen Russland eine schwere Hungersnot geherrscht habe, und sei erst mit der Auflösung der Sowjetunion 1991 beendet gewesen, lautet seine These. Der Autor sieht den Mythos der russischen Revolution (und später ...weiterlesen


Orlando Figes

Die Flüsterer. Leben in Stalins Russland. Aus dem Englischen von Bernd Rullkötter

Berlin: Berlin Verlag 2008; 1.036 S.; 2. Aufl.; geb., 34,- €; ISBN 978-3-8270-0745-2
„Die russische Sprache kennt zwei Worte für einen ‚Flüsterer’“, schreibt Figes, „scheptschuschtschi für jemanden, der aus Furcht, belauscht zu werden, sehr leise spricht, und scheptun für jemanden, der den Behörden etwas über andere zuflüstert, das heißt sie anschwärzt.“ (29) Beide Arten des Flüsterns waren in der stalinistischen Sowjetunion allgegenwärtig, wie der am Birkbeck College in London lehrende Historiker in dieser großartigen und gleichzeitig zerstör...weiterlesen


Jegor Gajdar

Entscheidung in Rußland. Die Privatisierung der Macht und der Kampf um eine zivile Gesellschaft. Aus dem Russischen von Vera Ammer

München/Wien: Carl Hanser Verlag 1995; 203 S.; ISBN 3-446-18279-9
Jegor Gajdar, damaliger Premierminister und Autor der russischen wirtschaftlichen "Schocktherapie" des Jahres 1992 und bis heute einer der führenden demokratischen Politiker Rußlands, hat sein Buch (Originaltitel "Staat und Evolution") im Jahre 1995 zuerst in Rußland veröffentlicht. Darin spricht er sich klar und entschlossen für die "Verwestlichung" Rußlands aus - im Sinne der Etablierung einer russischen Marktwirtschaft und eines russischen demokratischen Rechtsstaats. In der Geschichte seines...weiterlesen


Jegor Gajdar

Der Untergang eines Imperiums. Übersetzung: Vera Ammer

Wiesbaden: Springer Gabler 2016; 369 S.; hardc., 29,99 €; ISBN 978-3-658-10572-3
Als Wirtschaftsminister und später auch als kommissarischer Ministerpräsident war Jegor Gajdar seit 1991 in führender Position für die Umsetzung jener grundlegenden Wirtschaftsreformen im postsowjetischen Russland verantwortlich, die als „Schocktherapie“ in die Geschichte eingingen. Seine Kritiker sollten ihm dafür bis zu seinem Tod 2009 immer wieder vorwerfen, dass er damit die Verantwortung für die Hyperinflation und die Entwertung der Sparguthaben in den frühen 1990er‑Jahren getragen habe. Dass es sich dabei jedoch ...weiterlesen


Agnieszka Gąsior / Agnieszka Halemba / Stefan Troebst (Hrsg.)

Gebrochene Kontinuitäten. Transnationalität in den Erinnerungskulturen Ostmitteleuropas im 20. Jahrhundert

Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag 2014 (Visuelle Geschichtskultur 13); 352 S.; 59,90 €; ISBN 978-3-412-22256-7
Basierend auf einem von 2006 bis 2011 am Leipziger Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas durchgeführten Forschungsprojekt werden in den elf deutsch‑ und sechs englischsprachigen Beiträgen des Bandes nationenübergreifende Erinnerungsmuster im östlichen Europa untersucht. Sie sind teilweise bis heute politisch wirkmächtig und werden immer...weiterlesen


Constantin Goschler (Hrsg.)

Die Entschädigung von NS-Zwangsarbeit am Anfang des 21. Jahrhunderts. Band 1: Die Stiftung. Der Abschluss der deutschen Wiedergutmachung. Band 2: Transnationale Opferanwaltschaft. Das Auszahlungsprogramm und die internationalen Organisationen. Band 3: Nationale Selbstbilder, Opferdiskurse und Verwaltungshandeln. Das Auszahlungsprogramm in Ostmitteleuropa. Band 4: Helden, Opfer, Ostarbeiter: Das Auszahlungsprogramm in der ehemaligen Sowjetunion

Göttingen: Wallstein Verlag 2012; 1.143 S.; geb., 59,90 €; ISBN 978-3-8353-1085-8
Wozu ist „die materielle und symbolische Entschädigung nationalsozialistischer Verbrechen eigentlich gut [...], wenn auf der Hand liegt, dass sie die böse Vergangenheit unmöglich wieder gut machen kann“ (21)? Diese von Constantin Goschler in seiner umfangreichen und äußerst hilfreichen Einleitung aufgeworfene Frage wird in 15 Einzelstudien eindrucksvoll beantwortet und zwar anhand der konkreten Durchführung der Entschädigungszahlungen, die die Stiftung „Erinnerung, Verantwortun...weiterlesen


Nicolas Hayoz / Leszek Jesień / Daniela Koleva (Hrsg.)

20 Years after the Collapse of Communism. Expectations, achievements and disillusions of 1989

Bern u. a.: Peter Lang 2011 (Interdisciplinary Studies on Central and Eastern Europe 9); 679 S.; 54,50 €; ISBN 978-3-0343-0538-9
Das zwanzigjährige Jubiläum der politischen Wende von 1989 wurde vielfach genutzt, um eine vorläufige Bilanz des Transformationsprozesses in den ehemaligen Ostblockstaaten zu ziehen. Der voluminöse Sammelband leistet dazu einen Beitrag in weitgespannter, vergleichender europäischer Perspektive und bezieht auch jene Länder ein, „in denen ,1989‘ einige Jahre später stattfand“ (9) – die Nachfolgestaaten Jugoslawiens etwa. Inhaltlich vermessen die 30 durchweg englischsprachig...weiterlesen


Wladislaw Hedeler (Hrsg.)

Jossif Stalin oder: Revolution als Verbrechen

Berlin: Dietz Verlag 2011; 142 S.; 8,90 €; ISBN 978-3-320-02266-2
So manche Information über Stalin blieb in den offiziellen Darstellungen der Sowjetunion unerwähnt oder wurde der Ideologie und der politischen Rechtfertigung angepasst. In seiner gelungenen Einführung verweist Hedeler auf die so entstandenen Widersprüche, Falschdarstellungen und ungeklärten Fragen in der Biografie Stalins. Der ausgewiesene Stalinismusexperte präsentiert nun eine knapp 40 Seiten umfassende kompakte Einführung in das Leben des jugendlichen, revolutionären und schließlich diktator...weiterlesen


Manfred Hildermeier

Geschichte der Sowjetunion 1917-1991. Entstehung und Niedergang des ersten sozialistischen Staates

München: C. H. Beck 1998; 1.206 S.; ISBN 3-406-43588-2
Hildermeier, Professor für osteuropäische Geschichte in Göttingen, bietet die umfassendste Bestandsaufnahme sowjetischer Geschichte der letzten Jahre. Obgleich die Außenpolitik so weit wie möglich ausgeblendet wird, gelingt für die Konsolidierungsphase der UdSSR eine Innenschau eines Staates, der keineswegs eine Blaupause besaß, sondern mit vielerlei Unwägbarkeiten zu kämpfen hatte und schließlich vom Machtkampf innerhalb der Partei gelenkt wurde. Was vor 1933 Sinn macht, als die junge UdSSR auf...weiterlesen


Alexander N. Jakowlew

Ein Jahrhundert der Gewalt in Sowjetrussland. Aus dem Russischen von Bernd Rullkötter

Berlin: Berlin Verlag 2004; 363 S.; geb., 24,90 €; ISBN 3-8270-0547-7
Jahrzehntelang diente Jakowlew der KPdSU, war für Ideologie und Propaganda zuständig. Nach einer vorsichtigen Anprangerung von Missständen wurde er 1973 als Botschafter nach Kanada „weggelobt“. Später beriet er Gorbatschow, stieg 1987 ins Politbüro auf und erwarb sich einen Ruf als „Vater der Perestroika“. Mit Stalinismus und Sozialismus hat Jakowlew inzwischen radikal gebrochen, er ist Leiter der Kommission zur Rehabilitierung der Opfer politischer Repressionen. Und diese Aufgabe hat seinen Bli...weiterlesen


Felix Jaitner

Einführung des Kapitalismus in Russland. Von Gorbatschow zu Putin

Hamburg: VSA 2014; 174 S.; 16,80 €; ISBN 978-3-89965-622-0
Masterarbeit Wien; Betreuung: D. Segert. – Die Krise in der östlichen Ukraine, die Kriege in Tschetschenien, die Verwundbarkeit der Wirtschaft durch ihre Exportabhängigkeit und die alltägliche politische Repression gehören zu den Kennzeichen des heutigen Russlands. Dass dieser Zustand das Resultat bewusster politischer Entscheidungen ist, zeigt Felix Jaitner in seiner auf einer gründlichen Literaturarbeit basierenden Studie. Ausgangspunkt ist die „sowjetische Vielfachkrise“ (14) und das Scheitern der Perestroika. Damit gelang es anderen...weiterlesen


Lars Karl / Igor J. Polianski (Hrsg.)

Geschichtspolitik und Erinnerungskultur im neuen Russland

Göttingen: V&R unipress 2009 (Formen der Erinnerung 40); 290 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-89971-691-7
Der Sammelband ist Ergebnis einer Tagung zur Erforschung der postautoritären Vergangenheitspolitik, die im Juni 2006 am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam stattgefunden hat. Die Beiträge des Buches zeigen, dass es über die Geschichtspolitik und die Erinnerungskultur im heutigen Russland differenzierte Sichtweisen gibt. So ist für die Historikerin Jutta Scherer eine Unterscheidung zwischen Geschichtspolitik und Erinnerungskultur oft nicht notwendig, weil beide politisch bedingt und ...weiterlesen


Stefan Karner / Mark Kramer / Peter Ruggenthaler / Manfred Wilke / Alexander Bezborodov / Viktor Iščenko / Olga Pavlenko / Efim Pivovar / Michail Prozumenščikov / Natalja Tomilina (Hrsg.), Tschubarjan, Alexander

Der Kreml und die "Wende" 1989. Interne Analysen der sowjetischen Führung zum Fall der kommunistischen Regime. Dokumente. Redaktion und Übersetzungen: Elena Fritzer, Silke Stern, Dieter Bacher, Harald Knoll, Reinhard Möstl, Irina Kazarina, Veronika Bacher, Angelika Kermautz, Vladimir Magidov, Julija Schellander, Stefanie Stückler, Arno Wonisch

Innsbruck/Wien/Bozen: Studien Verlag 2014 (Veröffentlichungen des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung 15); 708 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-7065-5413-8
Entscheidend für den weitgehend friedlichen Verlauf des Wendejahres 1989 waren auch die Haltung der Sowjetunion gegenüber den Demokratiebewegungen in ihren Satellitenstaaten und die von Michael Gorbatschow angestoßenen Reformprozesse im eigenen Land. Die internen ...weiterlesen


Isabelle de Keghel

Die Rekonstruktion der vorsowjetischen Geschichte. Identitätsdiskurse im neuen Russland

Hamburg: Lit 2006 (Osteuropa: Geschichte, Wirtschaft, Politik 38); 677 S.; brosch., 44,90 €; ISBN 978-3-8258-8201-3
Geschichtswiss. Diss. Tübingen; Gutachter: D. Geyer, D. Beyrau. – Der Zar, die Stolypinsche Reform und der Bürgerkrieg standen im Mittelpunkt einer Geschichtsrevision, die noch in der Sowjetunion unter Gorbatschow einsetzte. Die Autorin beschäftigt sich mit einem wichtigen Teil des Transformationsprozesses. Sie untersucht die verschiedenen, sich teilweise überlagernden Phasen dieser Neubewertung der russischen Geschichte von 1898 bis 1922 und deren Implikationen für die Neukonstruktion his...weiterlesen


Arthur Koestler

Von weißen Nächten und roten Tagen. Zwölf Reportagen aus der Sowjetunion

Wien: Promedia 2013 (Edition Reportagen); 175 S.; brosch., 17,90 €; ISBN 978-3-85371-356-3
Mit „Sonnenfinsternis“, 1940 erstmals in London erschienen, brach Arthur Koestler mit dem Kommunismus. Wie weit der Weg zu diesem Roman gewesen sein muss, verrät das Reportage‑Buch „Von weißen Nächten und roten Tagen“, das laut editorischer Notiz erstmals 1934 im Staatsverlag der deutschen Minderheiten der UdSSR in Charkow erschien. Sein erster Teil ist ein witzig geschriebenes Kleinod über die als wissenschaftliche Expedition angekündigte Reise mit einem deutschen ...weiterlesen


Olga Kryschtanowskaja

Anatomie der russischen Elite. Die Militarisierung Russlands unter Putin. Aus dem Russischen von Helmut Ettinger

Köln: Kiepenheuer & Witsch 2004; 281 S.; geb., 19,90 €; ISBN 3-462-03415-4
In der Sowjetunion sei die Eliteforschung verboten gewesen, schreibt die Autorin, die diesen wissenschaftlichen Zweig dann in Russland mitbegründete. Sie war die Leiterin des 1989 etablierten Sektors Eliteforschung am Institut für Soziologie der Russischen Akademie der Wissenschaften. Sie zieht eine Bilanz ihrer Tätigkeit und damit auch der Demokratisierung Russlands. Als Untersuchungszeitraum hat Kryschtanowskaja die Jahre 1981 bis 2003 ausgewählt und die politische Elite in fünf Kohorten einge...weiterlesen


Julia Landau / Irina Scherbakowa (Hrsg.)

Gulag. Texte und Dokumente 1929-1956. Hrsg. im Auftrag der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora und der Gesellschaft "Memorial" Moskau

Göttingen: Wallstein Verlag 2014 (Gulag. Spuren und Zeugnisse 1929-1956); 218 S.; brosch., 14,90 €; ISBN 978-3-8353-1437-5
Zu den traurigsten Kapiteln in der Geschichte der Sowjetunion gehört zweifelsohne der Gulag – Millionen Menschen wurden inhaftiert und seit Mitte der 1920er‑Jahre zur Arbeit gezwungen, viele sind aufgrund der unmenschlichen Bedingungen umgekommen. Seit Beginn der 1990er‑Jahre sind die Gulag‑Opfer rehabilitiert und viele (wenngleich nicht alle) Akten zugänglich gemacht worden. Dank dieser Entwicklungen und den Erzählungen von Zeitzeug_innen weiß ...weiterlesen


Wolfgang Leonhard

Anmerkungen zu Stalin

Berlin: Rowohlt 2009; 189 S.; 16,90 €; ISBN 978-3-87134-635-4
Dass Stalin in einer Meinungsumfrage jüngst zur „bedeutendsten historischen Persönlichkeit Russlands” (9) gewählt wurde, mag eine offensichtliche Geschichtsvergessenheit vieler Russen illustrieren und für Sprachlosigkeit sorgen. Doch gerade um der Aufklärung der Vergangenheit willen kann das Schweigen keine Lösung sein, und so liest sich auch Leonhards Buch als eine Schrift gegen das Vergessen. Die Geschichte führt zurück ins Jahr 1935, als der Autor zum ersten Mal mit dem Personenku...weiterlesen


Ignaz Lozo

Der Putsch gegen Gorbatschow und das Ende der Sowjetunion

Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag 2014; 501 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-412-22230-7
Geschichtswiss. Diss. Mainz; Begutachtung: J. Kusber, G. Simon. – Der Putsch gegen Staatspräsident Michail Gorbatschow im August 1991 bildete, obschon er nach nur drei Tagen zusammenbrach, eine wichtige Zwischenetappe auf dem Weg zum Ende der Sowjetunion. Das Bild des auf einem Panzer stehenden Boris Jelzin gehört zu den eindrucksvollen visuellen Zeugnissen jener Zeit und ist ein Sinnbild für den politischen Aufstieg des ersten russischen Präsidenten. Da Gorbatschow in seinem Urlaubsort Foros auf der Halbinsel Krim ...weiterlesen


Leonid Luks

Der russische "Sonderweg"? Aufsätze zur neuesten Geschichte Russlands im europäischen Kontext

Stuttgart: ibidem-Verlag 2005 (Soviet and Post-Soviet Politics and Society 16); 433 S.; pb., 34,90 €; ISBN 978-3-89821-496-4
Anderthalb Jahrzehnte nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Abbruch des russischen Demokratisierungsexperiments der 90er-Jahre erscheint die Periode der Perestroika bereits als weit entfernte und extrem kurze Blütephase demokratischen Denkens in Russland. Luks fasst Forschungsergebnisse aus den letzten 30 Jahren zusammen und behandelt in kurzen Aufsätzen fünf für die neuere russische Geschichte entscheidende Aspekte: das ambivalente Verhältnis Russlands zum Westen, die gesellschaftsumwä...weiterlesen


Ulrich Mählert / Jörg Baberowski / Bernhard H. Bayerlein / Bernd Faulenbach / Ehrhart Neubert / Peter Steinbach / Stefan Troebst / Manfred Wilke (Hrsg.)

Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2016. Hrsg. im Auftrag der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Berlin: Metropol 2016; IX, 278 S.; 29,- €; ISBN 978-3-86331-280-0
Von Beginn seiner parteipolitischen Etablierung an war der Kommunismus auch von subversiven und konspirativen Aktionsmustern geprägt. Ihren gewaltsamen Höhepunkt fand diese Entwicklung im Großen Terror in der Sowjetunion der 1930er‑Jahre. Den gleichermaßen nach außen wie nach innen wirkenden Praktiken ist ein Großteil der überwiegend von Historiker_innen verfassten Beiträge des Bandes gewidmet. Die historische Annäherung geschieht einerseits in biografischen Fallstudien, andererseits in partei‑ und institutionenorientieren ...weiterlesen


Julius Margolin

Reise in das Land der Lager. Aus dem Russischen von Olga Radetzkaja

Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2013; 638 S.; geb., 39,- €; ISBN 978-3-518-42406-3
Die Wirkung, die Alexander Solschenizyn mit „Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch“ (1962) und „Der Archipel Gulag“ (1973) erzielen sollte, ist Julius Margolin verwehrt geblieben. Der autobiografische Bericht über seine „Reise in das Land der Lager“ nahm Solschenizyns Arbeiten zwar vorweg, wurde aber in einer Zeit geschrieben – von Dezember 1946 bis Oktober 1947 –, in der die Welt noch nichts wissen wollte über die dunkle Seite der Sowjetunion un...weiterlesen


Norman M. Naimark

Stalin und der Genozid. Aus dem Amerikanischen von Kurt Baudisch

Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2010; 157 S.; 16,90 €; ISBN 978-3-518-42201-4
Die von Stalin veranlassten Massenmorde in der Sowjetunion der 30er-Jahre sollten als Genozid klassifiziert werden, lautet die These von Naimark, Professor für Geschichte in Stanford. Seine essayistischen Ausführungen basieren auf einem Vortrag, den er als „Stanford-Suhrkamp Lecture“ im Dezember 2009 in Berlin hielt. Naimark plädiert dafür, die Definition von Genozid auf soziale und politische Gruppen zu erweitern – so, wie es in den frühen Entwürfen der „Konvention über ...weiterlesen


Hans-Heinrich Nolte / Bernhard Schalhorn / Bernd Bonwetsch (Hrsg.)

Quellen zur Geschichte Russlands

Stuttgart: Philipp Reclam jun. 2014 (Reclams Universal-Bibliothek 19269); 566 S.; 14,80 €; ISBN 978-3-15-019269-6
Wer denkt, dass die Erschließung und Auswertung von Quellen eine freudlose Arbeit der Historiker ist, sollte dieses Reclam‑Büchlein zur Hand nehmen. Historische Quellen können aufregend sein und einen aktuellen Bezug herstellen. So proklamierte zum Beispiel der russische Präsident Wladimir Putin schon 1999, dass Russland ein Teil der westeuropäischen Kultur ist, warnte aber im gleichen Atemzug Europa schon einmal vor: „Wir werden uns bemühen, dort zu bleiben, wo wir geographisch und ...weiterlesen


Dirk Sager

Betrogenes Rußland. Jelzins gescheiterte Demokratie

München: C. Bertelsmann 1996; 352 S.; ISBN 3-570-12260-3
Fortdauer der ökonomischen Krise, wachsende soziale Kluft, Ausbreitung von Korruption und der Krieg in Tschetschenien, dies sind die zentralen Stichworte zur aktuellen Situation in Rußland. Sager zeichnet die Entwicklung seit Ende der Sowjetunion bis zur Lage nach den Präsidentschaftswahlen 1996 nach. Zeitweise läßt er auch Rückblicke auf die Jahre vor 1991 einfließen. Der Autor beschäftigt sich nicht nur mit der politischen Entwicklung, sondern auch mit Verlauf und Ergebnissen der Wirtschaftsre...weiterlesen


Irina Scherbakowa

Zerrissene Erinnerung. Der Umgang mit Stalinismus und Zweitem Weltkrieg im heutigen Russland

Göttingen: Wallstein Verlag 2010 (Vorträge und Kolloquien 7); 152 S.; brosch., 15,- €; ISBN 978-3-8353-0601-1
Das Schlüsselereignis des 20. Jahrhunderts im historischen Gedächtnis der Russen sei der Große Vaterländische Krieg, schreibt die russische Historikerin Irina Scherbakowa. Sie zeigt in ihrem Essay, dass der Sieg im Zweiten Weltkrieg bis heute in der offiziellen Geschichtspolitik die Erinnerung an die Zeit des Stalinismus überformt: Stalin ließ den Krieg glorifizieren. Alles, was dem Bild des Siegers widersprach, wurde verleugnet. Auch nach Stalins Tod 1953 griffen die sowjetischen Machthaber auf...weiterlesen


Simon Sebag Montefiore

Stalin. Am Hof des roten Zaren. Aus dem Englischen von Hans Günter Holl

Frankfurt a. M.: S. Fischer 2005; 874 S.; geb., 24,90 €; ISBN 3-10-050607-3
Man lebte bescheiden im Kreml Anfang der Dreißigerjahre, selbst Stalin litt gelegentlich unter Geldnot, ab und zu feierte man bei deftigem russischen Essen oder hatte ein kleines Techtelmechtel. Der britische Historiker und Publizist Sebag Montefiore lässt seine Leser gleichsam mit Stalin unter ein Dach ziehen, so genau beschreibt er auf der Grundlage von umfangreichen Recherchen und Interviews von Kindern der damaligen Führung das Privatleben des Diktators und dessen Familie. Charakterisiert we...weiterlesen


Thomas Tetzner

Der kollektive Gott. Zur Ideengeschichte des "Neuen Menschen" in Russland

Göttingen: Wallstein Verlag 2013; 399 S.; geb., 39,90 €; ISBN 978-3-8353-1238-8
Diss. Hannover; Begutachtung: M. Buckmiller. – Die Erschaffung eines Übermenschen „gehörte mitnichten zu den Zielen der sowjetischen Politik, weder offiziell noch inoffiziell“ (374). Dennoch sei die revolutionäre Frühgeschichte des sowjetischen Sozialismus ohne die utopische Idee eines „Neuen Menschen“ nicht zu verstehen, schreibt Thomas Tetzner in dieser lesenswerten Studie über ein Phänomen, das nur auf den ersten Blick der Vergangenheit angehört – im Schlus...weiterlesen


Martin Weber

Ein Europa? Die europäische Integration in der russischen Historiographie nach 1985

Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag 2013; 263 S.; geb., 39,90 €; ISBN 978-3-412-21058-8
Diss. Basel; Begutachtung: G. Kreis, H. Haumann. – Die Frage der Zugehörigkeit Russlands zu Europa wird bis in die Gegenwart kontrovers diskutiert. Ihre Beantwortung hängt auch davon ab, ob mit dem Begriff Europa hauptsächlich die in der Europäischen Union integrierten Länder gemeint sind. Martin Weber analysiert in diesem Kontext, wie sich die sowjetische und russische Historiografie zum europäischen Integrationsprozess positioniert. Er konzentriert sich dabei auf drei Themenkomplexe, die...weiterlesen


Felix Wemheuer

Der Große Hunger. Hungersnöte unter Stalin und Mao

Berlin: Rotbuch Verlag 2012; 256 S.; geb., 19,95 €; ISBN 978-3-86789-169-1
Wenn die Nahrungsmittel den Bedarf nicht oder nicht hinreichend decken können, entsteht ein Gefühl, das über Jahrtausende hinweg zu einem ständigen Begleiter der Menschen werden sollte: der Hunger, der in der Bildersprache des Mittelalters zu den vier apokalyptischen Reitern gehörte. Und noch immer vermitteln uns die hageren und ausgemergelten Gesichter zahlloser Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern, dass diese Geißel keineswegs besiegt ist. Zugleich verdecken die medial präsenten Ext...weiterlesen


Nicolas Werth

Die Insel der Kannibalen. Stalins vergessener Gulag. Aus dem Französischen von Enrico Heinemann und Norbert Juraschitz

Berlin: Siedler Verlag 2006; 222 S.; Ln., 19,95 €; ISBN 978-3-88680-853-3
Am Anfang stand der utopische Plan, „die endlosen unberührten Weiten Sibiriens und Kasachstans zu besiedeln“ (17), ausgedacht 1933 vom Chef der politischen Polizei, Genrich Jagoda. Insgesamt zwei Millionen „antisowjetischer Elemente“ wollte er deshalb deportieren lassen, vor allem Bauern, die noch nicht in die Kolchosen gepresst worden waren oder irgendwie sonst sich den staatlichen Plänen widersetzten; außerdem sollte es Menschen treffen, die in den Städten ohne Papiere ...weiterlesen

 

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Wolfgang Leonhards Bericht über seine Jugendjahre, die er privilegiert in der Sowjetunion verbracht hat, ist immer noch ausgesprochen lesenswert. Nach dieser Zeit wurde er mit der Gruppe Ulbricht in die Sowjetische Besatzungszone eingeflogen, um den Sozialismus in Deutschland aufzubauen. Später ging er erst nach Jugoslawien und zog dann schließlich in den Westen. Für die Wochenzeitung Die Zeit hatte er einige seiner Eindrücke noch einmal zusammengefasst:
Ich habe einen Traum, 11. Mai 2005, http://www.zeit.de/2005/20/Traum_20


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