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André Kaiser

Staatshandeln ohne Staatsverständnis. Die Entwicklung des Politikfeldes Arbeitsbeziehungen in Großbritannien 1965 - 1990

Bochum: Universitätsverlag Dr. N. Brockmeyer 1995 (Arbeitskreis Deutsche England-Forschung); 413 S.; 49,80 DM; ISBN 3-8196-0332-8
"Im Gegensatz zu etatistisch geprägten politischen Kulturen hatten die britischen Regierungen mit massiven Legitimitätskonflikten auf dem Weg zu einer nachholenden politischen und rechtlichen Regulierung der Arbeitsbeziehungen zu kämpfen." (371) Zu dieser Feststellung kommt Kaiser, nachdem er das Politikfeld Arbeitsbeziehungen zwischen 1965 und 1990 in folgende zwei Teile untergliedert und untersucht hat: Zum einen eine Darstellung der "Verlaufsmuster der politischen Thematisierung der Arbeitsbeziehungen sowie die von den beiden Großparteien - Conservative Party und Labour Party - verfolgten Policies" (363), deren Analyse er anhand eines Rasters dreier idealtypischer Strategien - Voluntarismus, Korporatismus und Interventionismus - sowie eines Rasters dreier politischer Instrumente - Verrechtlichung, Einkommenspolitik und Institutionenbildung - vornimmt. Zum anderen die Erklärung der "Strategiewahlen und -wechsel der politischen Akteure" (364), die er mit den drei Dimensionen des Politischen zu erfassen sucht: Policies als Inhalte politischen Handelns, Politics als der Prozeß politischer Entscheidungsfindung, Polity als die institutionellen und kulturellen Grundmuster des Gemeinwesens. Die Analyse ergibt, daß beide Großparteien einen Mix aus korporatistischen und interventionistischen Strategien vertraten und sich vom Voluntarismus der Jahre 1964 bis 1974 abkehrten. Die Regierungsparteien setzten zwar in der Regel ihre Policy-intentionen relativ erfolgreich in Gesetzgebungsaktivitäten um, unterschätzten aber die damit verbundenen Implementationsprobleme. Ein "Staatshandeln in einer Gesellschaft ohne Staatsverständnis" läßt sich als das Ergebnis von Kaisers Untersuchungen der britischen Arbeitsbeziehungen seit den 60er Jahren konstatieren. Inhaltsübersicht: I. Einleitung: Fragestellung und Thesen; II. Drei Strategien politischer Regulierung: Voluntarismus, Korporatismus, Interventionismus; III. Vom Nachkriegskonsensus zum Thatcherismus: Rahmenbedingungen des Politikfeldes Arbeitsbeziehungen; IV. Die Thematisierung der Arbeitsbeziehungen 1965-1990; V. Die Entwicklung des Politikfeldes Arbeitsbeziehungen 1965-1990: 1. Vorgeschichte; 2. Die Belastung des Nachkriegskonsensus: Strategiesuche 1964-1974; 3. Die Formalisierung des Nachkriegskonsensus: Korporatistische Strategie im Social Contract 1974-1979; 4. Die Zerstörung des Nachkriegskonsensus: Interventionismus als Voluntarismus 1979-1990; VI. Bilanz: Die politische Thematisierung der Arbeitsbeziehungen 1965-1990.
Heinz-Werner Höffken (Hö)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg.
Rubrizierung: 2.61 | 2.21 | 2.262 Empfohlene Zitierweise: Heinz-Werner Höffken, Rezension zu: André Kaiser: Staatshandeln ohne Staatsverständnis. Bochum: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/2084-staatshandeln-ohne-staatsverstaendnis_2535, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 2535 Rezension drucken